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Fachartikel, 09.03.2006
IT und Telekommunikation
Neue Marktchancen mit Software ohne Tabus
Neue Geschäftsmodelle mit Open-Source-Software mausern sich vom Programmierer-Biotop zum Motor für Innovation. Für fast jede Anwendung gibt es mittlerweile quelloffene Computerprogramme.
Über 100 Wissenschaftler und Experten verfassen im Auftrag des Bibliographischen Institutes & F. A. Brockhaus AG Beiträge für die neue Brockhaus Enzyklopädie, den Duden oder Meyers Taschenlexikon. Die sachkundigen Zuarbeiten entstehen an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten. Möglich macht dies ein Redaktionssystem, entwickelt von einem Team am Verlagsstandort Leipzig unter Leitung von Dr. Michael von Szombathely. „Sämtliche Beiträge für unsere Titel werden mit diesem System erfasst, redigiert und archiviert”, unterstreicht von Szombathely die Bedeutung der Software für den Verlag.

Als die Aufgabe stand, die Benutzeroberfläche des Redaktionssystems weiter zu entwickeln, traf der IT-Experte eine strategische Entscheidung für Open-Source-Software (OSS). Open Source (offene Quelle) bedeutet, dass der Code des Programms - im Gegensatz zu kommerziellen, proprietären Lösungen wie denen von Microsoft - frei und kostenlos verfügbar ist. Dadurch können Programmierer weltweit gemeinsam an einer Software arbeiten, sie verbessern sowie zusätzlich Spezialwerkzeuge und Anpassungen an andere Lösungen entwickeln. “Dieser Bereich galt lange Zeit als Biotop für begabte aber doch etwas weltfremde Freaks”, weiß Michael Kühne, Geschäftsführer der Leipziger metis intelligente systeme GmbH. Sein Unternehmen unterstützt die IT-Abteilung des Brockhaus-Verlages bei der Weiterentwicklung des Redaktionssystems. Dabei kam die Software mit dem holprigen Akronym “gtkmm” zum Einsatz. “Auf ihr basiert eine der grafischen Oberflächen des weltweit wichtigsten Open-Source-Projektes, des Betriebssystems Linux”, erläutert Kühne.

Frei oder quelloffen? - Der kleine Unterschied

Offene Computerprogramme zählten noch bis Anfang der 70er Jahre zu den selbstverständlichen Beigaben der teuren Großrechner. Erst danach kamen eigenständige Softwareprodukte auf den Markt, deren Quelltexte nicht mehr offen lesbar waren. Mitte der 80er Jahre formierte sich auf Initiative des US-amerikanischen Wissenschaftlers Richard Stallman eine Gegenbewegung, die sich heute in zwei Lager teilt. Während die von Stallmann angeführte Community der „Freien Software” jegliche Form von Kommerz ablehnt, kann die Open-Source-Gemeinschaft inzwischen damit leben, dass mit Service rund um ihre Programme Geld verdient wird, solange die Quellcodes offen bleiben. Letztere Position, die auch Linux-Entwickler Linus Torvalds vertritt, schuf die Voraussetzung dafür, dass sich Open-Source-Software zu einem Markt entwickelte, der gegenwärtig ein rasantes Wachstum erlebt.

Der Einsatz von OSS im Brockhaus-Verlag ist deshalb kein Einzelbeispiel. “Immer mehr Unternehmen vom Mittelständler bis zum Weltkonzern sehen darin eine Alternative zu proprietärer Software, weil sie Lizenzkosten spart und eine größere Unabhängigkeit von den Herstellern verspricht”, erfuhr Dr. Katrin Sobania vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Gesprächen mit IT-Verantwortlichen. Auf dem Kongress „Open Source Meets Business” Ende Januar in Nürnberg stellten Unternehmen von Audi über Linde, Apollo-Optik bis zum Auswärtigen Amt und dem Staatstheater Hannover angepasste OSS-Lösungen vor.

“Open Source wird den Wettbewerb auf dem Softwaremarkt enorm ankurbeln”, ist Henrik Müller von der IHK Leipzig überzeugt. Kostenbewusste IT-Manager setzten OSS zunehmend auch für geschäftskritische Anwendungen ein, weil viele Programme mittlerweile ausgereift sind und stabil laufen. Meist könnten sie auch kostengünstiger als proprietäre Software an die besonderen Anforderungen der Nutzer angepasst werden. „Auf der anderen Seite”, so Müller, „entstehen neue Geschäftsmodelle für Anbieter. Spezialisierte Firmen und Freelancer verkaufen Dienstleistungen wie Programmanpassung, Support und Schulung.” Inzwischen stünden für fast jede Anwendung von der Bildbearbeitung bis zur Warenbeschaffung mindestens eine OSS zur Verfügung.

Nicht immer die beste Lösung, aber immer häufiger

So mancher Softwarespezialist nutzt OSS-Entwicklungen auch, um sich am Markt zu profilieren. So entwickelte der Leipziger IT-Dienstleister Tautologix die Software BORG und präsentierte sie samt Quelltext auf einer eigenen Projektseite im Internet. Mit dem Tool kann die Berechnung der Bildpunkte bei hochauflösenden Animationen (Rendern) auf viele Rechner in einem Netzwerk verteilt werden. „Inzwischen wurde die Programmdokumentation in zehn Sprachen übersetzt. Unter anderem an der Technischen Hochschule Istanbul kam BORG bei der Computer-Simulation von Wasserstoffatomen zum Einsatz“, freut sich Tautologix-Chef Sören Kirchner über den Erfolg.

Ist Open Source also durchweg die beste Lösung? “Nicht immer”, schränkt Dr. Sobania ein. “Die Entscheidung für oder gegen Open Source im Unternehmen ist in der Regel weniger ideologisch geprägt, sondern basiert auf knallharten Kosten-Nutzen-Überlegungen. Häufig bietet sich auch ein Mix an: zum Beispiel Linux auf den Servern und Windows auf den Desktops.” Die Open-Source-Gemeinde pflegt jedoch auch einen Ehrenkodex. “Wenn wir Open Source einsetzen, geben wir Fachwissen an das Projekt zurück”, nennt Kühne eines der OSS-Prinzipien. So sei das auch bei der Anpassung von gtkmm gewesen. “Hier wurden zum Beispiel einige Programm-Fehler beseitigt”, informiert der metis-Chef.

Brockhaus unterstützt den Open-Source-Gedanken übrigens auch noch auf ganz andere Art. Von Szombathely: “Unser Duden-Rechtschreibprogramm ist kompatibel zur Bürosoftware-Alternative OpenOffice. Und fast alle digitalen Nachschlagewerke des Verlages laufen auch auf Linux-Rechnern.”

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