Fachartikel, 16.10.2006
Perspektive Mittelstand
Wissensmanagement
Viele verborgene Schätze
Die Informationsflut steigt. Um nicht den Überblick zu verlieren und Doppelarbeit zu vermeiden, müssen die Unternehmen ihr Wissen sorgsam organisieren. Einer Fraunhofer-Umfrage zufolge brennt das Thema den Mitarbeitern gehörig auf den Nägeln. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Thema "Wissensmanagement".
„Wer suchet, der findet“ – das gilt im Unternehmensalltag nicht unbedingt. In puncto Wissensmanagement haben deutsche Unternehmen Nachholbedarf. Dies ergab eine Befragung von 540 Unternehmen durch die Fraunhofer Wissensmanagement Community Ende 2004:

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Nur 24 Prozent der befragten Mitarbeiter sagten, in ihrem Unternehmen werde das vorhandene Wissen gut bzw. sehr gut genutzt.
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Das waren zwar etwas mehr als bei der vorangehenden Umfrage aus dem Jahr 1997. Dennoch sehen neun von zehn Befragten bei diesem Thema dringenden Handlungsbedarf. Man scheint also weiterhin viel im Trüben zu fischen. Sicher ist es kein leichter Job, das Know-how eines Unternehmens ans interne Tageslicht zu befördern. Denn Wissen ist nicht gleich Wissen: Was schwarz auf weiß zwischen zwei Aktendeckel gepackt oder digital archiviert wurde, ist für Kollegen vielleicht noch verwertbar. Doch wie lässt sich das in Jahrzehnten erworbene Erfahrungswissen eines alten Recken aus der Finanzbuchhaltung oder aus der Montagetruppe systematisch für andere erschließen und erhalten?

So bleibt fast die Hälfte des Wissens in Unternehmen ungenutzt – Doppelarbeit und Verluste von Kenntnissen sind an der Tagesordnung. Auf dem Weltmarkt mithalten kann aber nur, wer es schafft, sein Know-how bestens zu organisieren. Wissensmanagement steigert die Innovationsfähigkeit, beschleunigt Entscheidungsprozesse und hilft, Ressourcen zu sparen. Dementsprechend wird es für die Forschung und Entwicklung als besonders wichtig eingestuft – in der Fraunhofer-Studie befanden 86 Prozent der Befragten die Einrichtung eines Wissensmanagements für diesen Unternehmensbereich als „sehr wichtig“.

Immerhin zwei Drittel halten die Know-how-Organisation im Bereich Strategie und Unternehmensplanung für ein Top-Thema. Für das Personalwesen gilt dies nur eingeschränkt. Dabei sollten die Personaler nicht nur im Vorstellungsgespräch die klügsten Köpfe herauspicken. Mindestens ebenso bedeutsam ist es, Experten und deren großen Wissensfundus mit einer guten Personalarbeit im Unternehmen zu halten. Auch über Jahre individuell gesammelte Erkenntnisse sollten nicht mit dem Renteneintritt oder dem Arbeitsplatzwechsel verpuffen. Im Augenblick klappt dies noch alles andere als gut:

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Neun von zehn Befragten halten laut der Fraunhofer-Umfrage den Handlungsbedarf bei der Weitergabe des Know-hows von den Älteren an die Jüngeren für „hoch“ oder „sehr hoch“.
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Insgesamt haben die deutschen Unternehmen die Wichtigkeit des Wissensmanagements zwar verinnerlicht, bei der Umsetzung hapert es aber noch. Für Besserung werden wohl die steigenden Wissensmanagement-Budgets sorgen, die die deutsche Wirtschaft für die kommenden Jahre veranschlagt. Denn die höchsten Zuwächse prognostizierten die befragten Geschäftsführer, und sie entscheiden schließlich, wie viel die Ressource Wissen den Firmen wert ist. Andernfalls muss weiterhin ein großer Teil des Innovations- und Wachstumspotenzials
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