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Fachartikel, 07.12.2012
Anspruchslöhne
Verdienstchancen werden häufig überschätzt
So mancher Arbeitslose erwartet von seinem neuen Job einen deutlich höheren Lohn, als der Markt eigentlich hergibt. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) über die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit.*)

Alltag in Deutschland: Ein 40-jähriger  arbeitsloser  Monteur  sucht einen Job und eine 35-jährige Frau möchte  nach  einer  mehrjährigen Kinder-Auszeit wieder als Sekretärin arbeiten. Die Konjunktur läuft gut, es gibt also offene Stellen – doch wie gut müsste der neue Job bezahlt sein,  damit  der  Monteur  oder  die Sekretärin ihn annimmt?

Das Sozio-oekonomische Panel, eine regelmäßige und repräsentative Befragung von mehr als 12.000 Privathaushalten, stellt diese Gretchenfrage all jenen Teilnehmern, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen, also Schülern,  Studenten,  Hausfrauen, Hausmännern  und  vor  allem  Arbeitslosen. Das Ergebnis zeigt den sogenannten Anspruchslohn, das ist der Betrag, ab dem jemand bereit ist zu arbeiten:

Im Jahr 2010 wollten Arbeitslose im Schnitt mindestens 7,50 Euro netto pro Stunde verdienen – Schüler und Studenten erwarteten hingegen fast 2 Euro mehr.


Vergleicht  man  diese  Lohnwünsche mit denen aus den vergangenen Jahren, dann fällt auf, dass sich die Ansprüche der einzelnen Gruppen recht unterschiedlich entwickelt haben. So erwarteten Schüler und Studenten im Jahr 2010 höhere Löhne als 2007. Freiwillig Nichterwerbstätige und Arbeitslose sind hingegen bescheidener geworden – in der Zwischenzeit gab es allerdings in jeder Gruppe  mindestens  einen  Richtungswechsel.

Doch auch wenn die Arbeitslosen inzwischen mit etwas weniger Geld zufrieden  wären,  ein  Stundenlohn von knapp 7,50 Euro netto bedeutet brutto immerhin 11 Euro. Stellt man die Lohnansprüche der Arbeitslosen und jene Gehälter, die gleichaltrige Arbeitnehmer mit derselben Qualifikation und ähnlicher Berufserfahrung tatsächlich verdienen  gegenüber,  gibt  es  eine  auffallende Diskrepanz:

Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen  erwartet  einen  Lohn,  der  das Marktübliche  um  mindestens  ein Fünftel  übersteigt.  Jedem  sechsten Arbeitslosen schwebt sogar das Doppelte dessen vor, was von den Unternehmen tatsächlich gezahlt wird.

Der  Grund  für  solche  Fehleinschätzungen ist, dass sich Arbeitslose eben nicht an den aktuell marktüblichen  Löhnen  und  Gehältern orientieren,  sondern  schlicht  und einfach ihr zuletzt erzieltes Einkommen aufstocken möchten.

Was passiert, wenn Wunsch und Wirklichkeit  zu  weit  auseinanderklaffen, zeigt die Statistik der Jahre 2007 bis 2010: Jene Arbeitslose, die in diesem Zeitraum einen Job fanden,  hatten  zunächst  Lohnvorstellungen, die durchschnittlich rund ein Zehntel über dem jeweiligen Marktlohn lagen. Bei anderen Arbeitslosen betrug der Abstand zur Realität im Schnitt  fast  ein  Drittel  –  und  so standen sie bis zuletzt ohne Job da.

*) aus IW-Trends 04/12 - Holger Schäfer, Jörg Schmidt: Anspruchslöhne in Deutschland: Aktuelle empirische Befunde

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Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ist das führende private Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland. Das Institut vertritt eine klare marktwirtschaftliche Position und will das Verständnis wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse in Politik und Öffentlichkeit festigen und verbessern. Dazu analysiert das ...
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