Fachartikel, 04.08.2006
Perspektive Mittelstand
E-Commerce und E-Business
Informationsgesellschaft - erst auf halber Strecke
Ein technikverliebtes Volk sind die Deutschen noch nicht. Zwar freunden sich immer mehr Bundesbürger mit den Errungenschaften der Informationsgesellschaft an. Aber die Ausstattung mit PCs und Breitband-Internetverbindungen lässt im internationalen Vergleich zu wünschen übrig. Was jedoch für die Wirtschaft noch schlimmer ist: Es mangelt an Techniker-Nachwuchs und Patenten.
Im Wettstreit der großen Volkswirtschaften ist die Informations- und Kommunikationstechnologie – kurz: ITK – ein Schlüsselfaktor: Zum einen achten viele Unternehmen bei ihrer Standortwahl beispielsweise darauf, wie sehr die Arbeitnehmer mit modernen Technologien vertraut sind. Zum anderen eröffnet die Entwicklung von ITK-Produkten lukrative Geschäftsfelder und damit Wachstumspotenziale.

Deutschland hat in diesem Wettlauf zwar Fortschritte gemacht, kämpft aber auch weiterhin mit Schwächen – die wichtigsten Indikatoren:

Technikakzeptanz.

Die Bundesbürger stehen neuen Techniken durchaus offen gegenüber, wie eine Umfrage des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) zeigt. Demnach bewerteten im vergangenen Jahr 58 Prozent der Deutschen die Fortschritte in der Informationstechnik und der Telekommunikation als eher positiv. Im Jahr 2003 waren es 53 Prozent.

Gleichwohl wuchs auch der Anteil der Skeptiker zwischen 2001 und 2005 um 10 Prozentpunkte auf 18 Prozent. Unabhängig davon, wie sie dem Vormarschvon PC, Handy und Co. gegenüberstehen, trauen viele Bundesbürger ihrem Heimatland wenig zu: Nur 6 Prozent
sind der Meinung, Deutschland sei weltweit das Land mit der höchsten Innovationskraft in puncto Zukunftstechnologien. Für Japan votierten dagegen 37 Prozent, die USA kamen auf 16 Prozent und China erhielt 14 Prozent der Stimmen.

Technikausstattung

Auch wenn sich die Mehrheit der Deutschen für Technik begeistert, ist ihre Ausstattung dem Branchenverband BITKOM zufolge eher mittelmäßig:

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Personal Computer
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Statistisch gesehen besitzen 100 Bundesbürger 43 PCs. Deutschland landet damit unter 18 wichtigen Industrieländern auf Rang zehn. Spitzenreiter sind die USA, wo auf 100 Einwohner 84 Rechner kommen.

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Breitbandanschlüsse
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Von 100 Haushalten hierzulande surfen 27 über schnelle Internetverbindungen durchs Netz. Die USA bringen es auf 41 Anschlüsse je 100 Haushalte. Am besten verkabelt ist Südkorea. Dort haben bereits 70 von 100 Haushalten eine Breitbandverbindung.

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Internetnutzer
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Hier liegen die USA mit 68 Nutzern je 100 Einwohner leicht vor Deutschland mit 58 Nutzern. Die internationalen Spitzenplätze belegen Dänemark (77) und Schweden (74).

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ITK-Ausgaben
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Im Jahr 2005 investierte jeder Bundesbürger durchschnittlich 1.597 Euro in ITK-Produkte und Dienstleistungen. Die Amerikaner ließen an den Kassen der Elektronikmärkte und ITK-Servicefirmen im Schnitt 1.845 Euro. Weltweit am meisten gaben die Schweizer mit 2.724 Euro aus.

Techniker-Nachwuchs

Besorgniserregend für den Innovationsstandort Deutschland ist vor allem der Nachwuchsmangel. Von 1.000 Bundesbürgern im Alter zwischen 20 und 29 Jahren hatten 2003 nur etwas mehr als acht einen natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Hochschulabschluss; in den USA waren es knapp elf. Auf Rang eins des Länderrankings steht der Hightech-Standort Irland, wo von 1.000 jungen Leuten gut 24 ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Studium abgeschlossen haben. Auf den Plätzen folgen Frankreich (22) und Großbritannien (21).

ITK-Patente

Sie gelten als wichtiger Gradmesser für die technologische Leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Deutschland hat in dieser Hinsicht noch Potenzial nach oben: Im Jahr 2002 meldeten die hiesigen Unternehmen, Forschungsinstitute und freien Erfinder je 1 Million Einwohner 68 ITK-Patente beim Europäischen Patentamt (EPA) an.

Unter 19 Industrieländern rangiert die Bundesrepublik damit lediglich auf Platz sieben. Die USA ließen 2003 mit 16.000 Erfindungen aus den Bereichen Informationstechnik und Telekommunikation zwar fast dreimal mehr Patente beim EPA registrieren als Deutschland (5.600). Ihre Quote von 57 Patentanmeldungen je 1 Million Einwohner im Jahr 2002 bringt ihnen jedoch lediglich Rang neun ein. Die kreativsten Techniker forschen in Finnland. Je 1 Million Einwohner schickten sie 158 Patentanträge an das EPA in München.
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