Fachartikel, 23.02.2007
Perspektive Mittelstand
Personal und Arbeitsmarkt
Mütter sind jung und gut ausgebildet
Hoch motivierte, junge und gut ausgebildete Mitarbeiter werden zunehmend rar. Oftmals am Arbeitsmarkt übersehen und von vielen Unternehmen unterschätzt werden dabei die Potenziale von erwerbstätigen Müttern, wie dieser Artikel zeigt.
Wenn sich Nachwuchs ankündigt, sind es fast immer die Mütter, die sich eine Auszeit vom Beruf nehmen. Weil die gewünschten Betreuungsmöglichkeiten fehlen, bleiben viele Frauen auch nach der Babypause notgedrungen zu Hause. Doch zunehmend gelingt jungen Müttern der Spagat zwischen Kind und Job. Für die Unternehmen ist das ein Glücksfall, denn die nachwachsende Frauengeneration ist bestens qualifiziert.

Kind und Karriere sind für junge Frauen heute kein Widerspruch mehr: Zwei von drei Müttern mit minderjährigen Kindern gehen mittlerweile einer Erwerbstätigkeit nach. Beruf und Familie stehen oft als gleichrangige Ziele nebeneinander. Damit sich beides besser vereinbaren lässt, haben berufstätige Frauen, aber auch Männer, das Recht auf Elternzeit. Ein Gesetz garantiert Familiengründern bis zu drei Jahre unbezahlten Urlaub. In 85 Prozent der Fälle nimmt mindestens ein Elternteil das Angebot wahr.

Seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2001 können Arbeitnehmer während der Elternzeit auch mit reduzierter Stundenzahl weiterarbeiten. Verdienen frisch gebackene Mütter und Väter ihre Brötchen in einem Unternehmen mit mehr als 15 Beschäftigten und sprechen keine betrieblichen Gründe dagegen, können sie Elternzeit nehmen und trotzdem jeweils bis zu 30 Stunden pro Woche arbeiten. Beide Elternteile können auf diese Weise sowohl am Erwerbs- als auch am Familienleben teilhaben.

In der Regel setzt sich in der Kindererziehung jedoch die gewohnte Rollenverteilung durch. Die Frau hütet das Haus und der Mann übernimmt den Part des Ernährers : Nur in 5 Prozent der Fälle reduzieren die Väter ihre Arbeitszeit. Dagegen sattelt ein Drittel der Mütter während der Elternzeit
auf eine Teilzeitstelle um. Sechs von zehn Frauen geben ihren Job in dieser Phase vollständig auf und widmen sich nur noch dem Nachwuchs.

Zwar schaffen viele Frauen nach der Pause die Rückkehr in den Job. Weil die Ausstattung mit Kinderbetreuungseinrichtungen aber nach wie vor unzureichend ist, streben Mütter nach der Elternzeit meist nur eine reduzierte Stelle an. Je jünger der Nachwuchs, desto häufiger bleiben Frauen nach der Babypause komplett zu Hause – trotz des Wunsches, Familie und Beruf miteinander zu verbinden.

Dem Arbeitsmarkt bleiben dadurch kluge Frauenköpfe vorenthalten, denn Berufsrückkehrerinnen sind in der Regel gut ausgebildet und überdies bestens motiviert. Eine Befragung der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2006 förderte zutage: Frauen, die der Familie vorübergehend Vorrang vor der Arbeit gewähren, verfügen zu gut 60 Prozent über eine betriebliche Ausbildung. Jede achte Wiedereinsteigerin hat sogar einen Hochschulabschluss in der Tasche.

Auch wenn ein recht hoher Anteil von 13 Prozent gar keinen Abschluss vorweisen kann: Berufsrückkehrerinnen bringen überwiegend die Voraussetzungen für einen Erfolg auf dem Arbeitsmarkt mit. Zudem sind sie im Schnitt relativ jung: Mehr als drei Viertel haben den 40. Geburtstag noch vor sich. Etwa jede Vierte zählt nicht einmal 30 Lenze. Hinzukommt: Viele Frauen bemühen sich auch während ihrer nachwuchsbedingten Auszeit darum, Anschluss an die Kollegen zu halten. Ein Drittel der Befragten bildete sich in der Zeit der Familienphase fort. Sechs von zehn Wiedereinsteigerinnen waren zudem bereit, sich an den Kosten für ihre berufliche Qualifizierung zu beteiligen.
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