Fachartikel, 06.08.2007
Perspektive Mittelstand
Wirtschaft/Mittelstand (allgemein)
Das Handwerk in Deutschland wird weiblicher
Frauen sind im deutschen Handwerk nach wie vor unterrepräsentiert. Auch die Meisterbriefe gehen überwiegend in Männerhände – nur knapp ein Fünftel der Meisterprüfungsabsolventen des Jahres 2006 war weiblich. Der Anteil der Meisterinnen im Handwerk steigt jedoch und hat sich seit Beginn der neunziger Jahre deutlich erhöht.
Auf dem goldenen Boden des Handwerks bewegen sich, so könnte man meinen, fast ausschließlich Männer. Denn Frauen, die berufsmäßig die Maurerkelle schwingen oder Autos reparieren, sind nach wie vor selten zu sehen. In der Tat beschäftigten die Handwerksbetriebe in Deutschland mit ihren insgesamt rund 4,5 Millionen Mitarbeitern im Jahr 2006 nur zu 30 Prozent weibliches Personal – in der Gesamtwirtschaft betrug der Anteil immerhin 45 Prozent.

Besonders stark von den Herren der Schöpfung dominiert ist das Bild bei den Dachdeckern, Maurern und Elektrotechnikern, die nur zwischen 15 und 18 Prozent Frauen in ihren Reihen zählen. Doch das Handwerk hat auch eine feminine Seite. So sind von allen Friseuren 80 Prozent weiblich. Mehr als 60 Prozent Kolleginnen gibt es auch bei Bäckern, Fotografen, Fleischern und Augenoptikern.

Noch steigerungsfähig ist der Frauenanteil aber weiterhin bei denen, die sich um den Titel als Handwerksmeister bemühen. Von gut 21.700 Handwerkern, die 2006 die Meisterprüfung bestanden haben, waren lediglich 19 Prozent Frauen. Einige Bundesländer wiesen sogar eine noch deutlich niedrigere Quote auf:

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wurde im vergangenen Jahr nicht einmal jede zehnte erfolgreiche Meisterprüfung von einer Frau abgelegt.
:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Dies dürfte vor allem auf die vielen dortigen Betriebe aus dem Baugewerbe und dessen Umfeld zurückzuführen sein. Demgegenüber kommt ein hoher Dienstleistungsanteil der Wirtschaft – wie er etwa in den Stadtstaaten zu finden ist – den typischen Frauenberufen im Handwerk entgegen. Allerdings schwankte die Zahl der Neumeisterinnen in den einzelnen Bundesländern zuletzt stark, so dass kein eindeutiges Ländermuster
auszumachen ist.

Deutschlandweit betrachtet hat das vermeintlich schwache Geschlecht immerhin seit Beginn der neunziger Jahre ein ganzes Stück handwerklichen Boden gutgemacht. Noch im Jahr 1991 waren unter den Absolventen der Meisterschulen lediglich 11 Prozent Frauen zu finden gewesen. Absolut gesehen bekamen jedoch 2006 weniger Frauen ihren Meisterbrief ausgehändigt als fünfzehn Jahre zuvor. Denn die Zahl der insgesamt bestandenen Meisterprüfungen hat sich seit damals – 1991 waren es 45.600 – mehr als halbiert. Hierzu dürften unter anderem die Baukrise der vergangenen Jahre sowie die Liberalisierung der Handwerksordnung 2004 beigetragen haben.

Dabei können aufstrebende Handwerkerinnen zu einigen Vorbildern aufblicken. Zumindest ist in jedem fünften Handwerksbetrieb eine Frau in der Geschäftsführung tätig. Diese Frauen sind zudem im Schnitt besser ausgebildet als ihre männlichen Kollegen. So haben 28 Prozent der Geschäftsführerinnen einen Meisterbrief in der Tasche, und 11 Prozent dürfen sich Betriebswirtin des Handwerks nennen – bei den Männern sind es weniger als 5 Prozent. Zusätzlich kann fast jede fünfte Frau, aber nur etwa jeder zehnte Mann an der Spitze einer Handwerksfirma ein abgeschlossenes Studium vorweisen.

ZUM AUTOR
Über Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln e.V.
Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln e.V.
Postfach 101942
50459 Köln

+49-221-49810
WEITERE ARTIKEL VON INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT (IW) KÖLN E.V.
Über Perspektive Mittelstand

Die Perspektive Mittelstand ist eine unabhängige, branchenübergreifende Business-Plattform zur Förderung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Ziel der Initiative ist es, über hochwertige Informations-, Kommunikations- und Dienstangebote rund um den unternehmerischen und beruflichen Alltag die Wissensbildung, Kommunikation und Interaktion von und zwischen Existenzgründern, Unternehmern, Fach- und Führungskräften und sonstigen Erwerbstätigen zu unterstützen. Weitere Informationen zur Perspektive Mittelstand unter: www.perspektive-mittelstand.de