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Fachartikel, 22.02.2007
Zeitmanagement
Zeitgefühl - was ist das?
Eine der Hauptursachen für Stress ist die subjektive Empfindung von einem Mangel an Zeit. Maßgeblich verantwortlich hierfür sind zumeist Defizite im Selbst- und Zeitmanagement. Um diese Defizite beheben zu können, bedarf der Arbeit an der eigenen Persönlichkeit und eines neuen Bewusstseins von Zeit.
Zeitmanagement bedeutet, die eigene Zeit und Arbeit zu beherrschen, statt sich von ihnen beherrschen zu lassen. Im modernen Zeitmanagement geht es nicht um das Managen von Zeit im wörtlichen Sinne, was ja de facto ohnehin nie möglich war beziehungsweise sein kann. Es geht auch nicht allein um das Managen seiner Aufgaben. Wenn Sie Ihr Zeitmanagement verbessern wollen, geht damit zwangsläufig die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit einher. Das heißt, wenn Ihr Zeitmanagement besser werden soll, sind Sie gefordert, selbst etwas zu verändern. Ein besseres Zeitmanagement kann dann gelingen, wenn wir uns aktiv als Gestalter unseres eigenen Lebens begreifen und unser Leben bewusst führen.

„Der Mensch ist Schöpfer und Opfer seiner Vorstellungen von Zeit.“
(Kurt Weis)

Selbstverantwortung, Wahlfreiheit und der berühmte innere Schweinehund

Wir sind zu jeder Zeit selbst dafür verantwortlich, wie wir unser Leben gestalten. Und wir haben die Wahlfreiheit, wie wir unser Leben gestalten wollen, nach welchen Werten wir uns dabei richten und welche Ziele wir uns setzen. „Jeder ist seines Glückes Schmied“, sagt schon ein altes Sprichwort. Wir sind selbst verantwortlich für die eigenen Gefühle, für unsere Gesundheit, für unsere Handlungen und auch für das, was wir nicht tun. Selbstverantwortung zu übernehmen bedeutet, die eigenen Entscheidungen und das eigene Verhalten als selbst gewählt und selbst gewollt anzuerkennen und sich nicht als armes Opfer schwieriger Umstände zu definieren.

Mehr Zeit durch bessere Planung? Dieses Versprechen können nur die wenigsten Zeitmanagement-Strategien wirklich einlösen. Persönliches, individuelles Zeitmanagement statt Pauschal-Lösungen helfen dagegen wirklich. Denn Zeiteinteilung ist eine Sache der eigenen Herangehensweise. Wie Sie Ihre Zeit gut einteilen, ohne dabei sklavisch eine Liste abzuarbeiten, zeigt Ihnen dieser Leitfaden

Das bedeutet, dass es ebenfalls in unserer eigenen Verantwortung liegt, wie wir mit Zeit umgehen. Ob wir unsere Zeit bewusst einsetzen, das heißt planen oder vergeuden. Zeit ist kein Schicksal, das von außen auferlegt wird. Zeitdruck ist in letzter Konsequenz immer selbst verursacht. Zeitdruck kommt daher, weil wir uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Weise entschieden haben. Wir haben entschieden, die Aufgabe anzunehmen; haben entschieden; die Aufgabe in einer bestimmten Weise zu erledigen; haben uns entschieden, die Aufgabe nicht sofort, sondern irgendwann später in Angriff zu nehmen; haben uns entschieden, nur noch ganz kurz ein Telefonat zu führen, bevor wir losfahren und, und, und. Keine Zeit für etwas zu haben, heißt, anderes ist mir wichtiger. Genau genommen haben Sie in jeder Minute Ihres Lebens die Wahlfreiheit zu entscheiden, was Sie tun wollen — ob sie zum Beispiel den Tag mit nervigen Kunden an Ihrem Arbeitsplatz verbringen oder sich in Ruhe der Restaurierung Ihres Oldtimers widmen. „Wo“, so werden Sie mir jetzt entgegenhalten, „liegt da meine Wahlfreiheit? Schließlich muss ich auch von etwas leben und ich will keinesfalls riskieren, von meinem Chef gefeuert zu werden.“

Nun, die Freiheit besteht darin, durch Nachdenken zu einem eigenen Urteil und Entschluss zu kommen. Wir können frei entscheiden, ob wir zur Arbeit gehen oder nicht, ob wir den Vorgaben von Vorgesetzten folgen oder uns widersetzen. Wir können wählen, ob wir eventuelle negative Konsequenzen riskieren wollen oder nicht. Diese Freiheit ist immer vorhanden.

Zugegeben, wenn man sich die eigene Wahlfreiheit und die eigene Verantwortung bewusst macht, wird das Leben dadurch nicht unbedingt leichter. Im Gegenteil: Die innere Entschuldigung, man habe aufgrund der schwierigen Umstände nicht anders gekonnt, funktioniert nicht mehr. Der innere Schweinehund wird von seinem bequemen Plätzchen vertrieben. Seine bisher so gern gehörten Erklärungen wie „Du kannst ja doch nichts ändern, die Umstände sind schuld“ haben keinen Bestand mehr. Wer jahrelang unzufrieden an seinem Arbeitsplatz verharrt, muss sich eingestehen: „Ich habe es so gewählt, weil ich das Risiko einer Kündigung nicht eingehen wollte.“ Andererseits — ist es nicht ein gutes Gefühl, sagen zu können: „Ich führe ein bewusstes und selbst bestimmtes Leben.“?

Die Wahlfreiheit haben Sie auch jetzt in diesem Moment bei Ihrem persönlichen Zeitmanagement. Es bleibt Ihnen überlassen, zu entscheiden, ob Sie etwas an Ihrem Umgang mit der Zeit ändern wollen oder nicht; ob Sie Anregungen aus diesem Buch aufgreifen und für sich selber testen wollen oder nicht. Die Zeit fliegt — sind Sie der Pilot oder Passagier? Machen Sie das Beste aus Ihrer Zeit.

Dem Zeitgefühl auf der Spur — Die persönliche Zeitlinie

Wer sich selbst optimal managen will, muss sich selbst gut kennen. Daraus ergeben sich die Stellschrauben für ein optimales, individuelles Zeitmanagement. Wie nehmen Sie Zeit eigentlich wahr? Wie stellen Sie sich Zeit innerlich vor?

Damit es Ihnen leichter fällt, die richtigen Stellschrauben für Ihren Umgang mit der Zeit und mit sich selbst zu finden, macht es Sinn, herauszufinden, wie Sie zum Beispiel Zeit wahrnehmen und wie Sie sich Zeit innerlich vorstellen.

Wir haben ein inneres Bild unserer Lebenszeit. Wir „wissen“, wo unsere Vergangenheit oder Zukunft liegt. In unserer Vorstellung ordnen wir Ereignisse der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in kontinuierlicher Form an — meist auf einer Linie — und geben ihnen einen räumlichen Bezug. Die Linie verkörpert den „Fluss der Zeit“. Diese „innere Zeitlinie“ lässt sich auf den uns umgebenden äußeren Raum projizieren. Wir können sie zum Beispiel auf den Boden malen und abschreiten. Im Coaching ist dies für manche Menschen eine probate Methode um sie in ihrem persönlichen Veränderungsprozess und beim Erreichen neuer Ziele zu unterstützen.

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Der Begriff der Zeitlinie oder auch „Time-Line“ kommt aus dem Bereich des Neurolinguistischen Programmierens (NLP), einer Methode zur Selbststeuerung, die in unterschiedlichsten Bereichen Anwendung findet.
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Drei typische innere Repräsentationen von Zeit sind:

::: die In-Zeit (In-Time)
::: die Durch-Zeit (Through-Time)
::: die Zwischen-Zeit (Between-Time)

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In-Zeit
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In-Time bedeutet immer in der Zeit assoziiert zu sein, sich immer im gegenwärtigen Augenblick zu befinden und eng mit der eigenen Zeitlinie verbunden zu sein. Menschen, die In-Time-Personen sind, spüren und empfinden die Vergangenheit meist hinter sich und die Zukunft vor sich. Für In-Time-Menschen ist gewöhnlich ein Teil ihrer Geschichte oder der Zukunftsanteil ihrer Time-Line unzugänglich. Ein Teil der Zeit ist damit dem direkten Blick verborgen. Oft ist es so, dass die Bilder der Zukunft hintereinander angeordnet sind, so dass jeweils nur das nächste Ziel gesehen und damit auch geplant werden kann.

In dieser Zeitlinie verliert man leicht den Überblick und ist in der Gegenwart „gefangen“. In-Zeit-Personen leben oft im „Hier und Jetzt“, ohne viel Gefühl für die aktuelle Zeit. Sie vermeiden es, Fristen zu setzen, und wenn, dann sind es oft (unrealistische) zu frühe Termine. Verabredungen werden verspätet eingehalten, weil das Gespür für die Zeit weniger entwickelt ist. Der Zeitbegriff ist für In-Time-Menschen dehnbar. Entscheidungen werden nicht gerne getroffen beziehungsweise hinausgezögert, weil sich Menschen mit diesem Zeitkonzept nicht auf die Zukunft festlegen wollen.

Positiv an dieser Zeitlinie ist allerdings, dass man sehr gut verweilen und genießen kann, da Zeit nicht wirklich wichtig ist. Diese Menschen besitzen die Fähigkeit, spontan und flexibel alles das aufzunehmen, was auf sie zukommt.

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Durch-Zeit
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Through-Time bezeichnet alle Zeitlinien, die zur Gänze außerhalb des Körpers sind: Die gesamte Zeit befindet sich im inneren Raum vor einer Person. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft befinden sich im Blickfeld. Die Zeit kann von rechts nach links oder von links nach rechts verstreichen. Auch die Gegenwart wird von außen betrachtet, meistens liegt sie direkt vor und/oder unterhalb der Betrachterin oder des Betrachters. Der Zugang zur Vergangenheit ist in dieser Zeitvorstellung leichter möglich.

Positive und negative Erinnerungen können schnell aktiviert werden. Erfolg und unangenehme Erlebnisse halten länger an. In diesem Zeitkonzept ist alle Zeit präsent und Menschen entwickeln ein gutes Gespür für die Zeit. Sie wissen meist genau, wie spät es gerade ist, und entwerfen für Projekte realistische Zeitvorgaben. Verabredungen werden pünktlich eingehalten: Zeit ist kostbar. Durch-Zeit-Menschen können gut planen. Leider können Sie den Augenblick sehr schlecht genießen und hängen zudem oft an gemachten Plänen fest.

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Zwischen-Zeit
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Die Zwischen-Zeit ist eine Abwandlung der Durch-Zeit, wobei die gesamte Zeitlinie mit Ausnahme der Gegenwart (sie wird bei der Between-Time im Körper gedacht) im Beobachtungsfeld vorne liegt. Bei einer Zwischen-Zeit-Person werden Vergangenheit und Zukunft im mentalen Raum als Bilder repräsentiert, die, ein V bildend, außerhalb der Person liegen. Die Gegenwart wird dabei im Körper der Person repräsentiert.

Die Person ist in der Gegenwart assoziiert und von da geht meist die Linie der Vergangenheit nach links und der Zukunft nach rechts. Diese Zeitlinie erlaubt es den Menschen, kleinste Verbesserungen und Fortschritte wahrzunehmen und sich darüber zu freuen. Gleichzeitig ist es in dieser Zeitlinie allerdings auch sehr schwierig, Ganzheit zu erfassen. Hierfür liegen die Vergangenheit, Zukunft und die Gegenwart zu eng aufeinander. Zudem haben sie Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen, da sie einen permanenten Vergleich anstellen.

Haben Sie bei einer der drei Beschreibungen Teile von sich selbst erkannt? Vielleicht ist Ihnen dabei schon eine Idee gekommen, wo Ursachen dafür liegen, dass Sie beim Umgang mit Ihrer Zeit nicht zufrieden sind. Möglicherweise haben Sie bereits Anhaltspunkte dafür entdeckt, wo Sie etwas ändern müssten um Ihr Zeitmanagement zu optimieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Zeitlinien für bestimmte Aufgaben passend und hilfreich sein können, für andere Aufgaben allerdings hinderlich und störend.

Der Zugang zur eigenen inneren Raum-Zeit-Repräsentation kann sowohl genutzt werden, um vergangene Erlebnisse gut zu integrieren und abzuschließen, als auch um Zukünftiges zu ordnen und gut bewältigen zu können. Ideal wäre ein Zustand, in dem jeder Zugang zu allen Zeitlinien hätte, um frei und dem Kontext entsprechend sein Handeln wählen zu können. Die Arbeit mit der äußerlich abgebildeten Zeitlinie (Boden-Zeit-Linie) ist ein effizientes Instrument, um zeitliche Erfahrungen systematisch zu nutzen. Ein guter Coach kann Sie hierbei maßgeblich unterstützen und für Ihre Persönlichkeitsentwicklung einen entscheidenden Schritt nach vorne bringen.

Kleiner Praxistipp am Rande

Wenn Sie Ihre persönliche Zeitlinie schon erkundet haben und wissen, wo räumlich gesehen in Ihrer Vorstellung die Vergangenheit liegt, achten Sie darauf, dass Sie an Ihrem Arbeitsplatz die noch zu erledigenden Aufgaben nicht im Bereich der „Vergangenheit“ anordnen, sondern vorzugsweise im „Zukunftsbereich“. Sie würden Ihrem Unterbewusstsein möglicherweise ein falsches Signal im Sinne von „ist schon vorbei“ senden. Vor allem wenn Sie die Vergangenheit eher hinter sich anordnen, würde das Signal durch den Automatismus „aus den Augen, aus dem Sinn“ verstärkt. Also nicht wundern, wenn Ihnen immer wieder wichtige Aufgaben aus dem Blickwinkel entschwinden.

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Buchtipp
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Zeitmanagement: Mit Lust und System zu mehr Zeit
von Annette Geiger
Göttingen, 2005
68 Seiten
ISBN: 3-934424-94-5
Art-Nr.: 620

Weitere Informationen zum Buch finden Sie unter dem nachfolgenden Hyperlink „weitere Infos“. weitere Infos
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