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Fachartikel, 17.07.2005
Bildung und Beruf
Ressourcen der Mitarbeiter nutzen
Motivation und Einbindung der Mitarbeiter sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für ein Unternehmen - Beitrag von Gesa Steller und Ulrike Nix.
Die systemische Organisationsberatung setzt deshalb auf die Entwicklung der Ressource Mensch. Sie kann – präventiv - zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil beitragen. Sind dagegen Prozesse oder Organisationen bereits ins Stocken geraten, wird die Kreativität eines Coachingprozesses zum bewährten Gegenmittel. Der Coachee stellt sich damit der Verantwortung, festgefahrene Strukturen, Sichtweisen oder auch Gewohnheiten zu überprüfen und – wenn nötig – zu verändern. Ziel ist eine gesteigerte Leistungsfähigkeit des Unternehmens.

Eine aktuelle Grundlagenstudie der Universität Sankt Gallen deckt messbare Zusammenhänge zwischen Betriebsklima, Motivation und dem realisierten Geschäftserfolg auf. Die Entfaltung der sogenannten Soft Skills hat damit nachweislich eine starke Wirkung auf ein Unternehmen und seine Produktivität. Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Führungsqualifikationen, Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikationsfähigkeit sind demnach Stellschrauben für die Leistungsfähigkeit. Unternehmen, die nicht nur auf Zahlen, sondern auch auf die Entwicklung der Ressource Mensch achten, verzeichnen demnach einen nachhaltigeren Erfolg und haben längeren Bestand auf dem Markt als die „coolen Abzocker“.

Motivieren heißt ernst nehmen

Andauernder Geschäftserfolg, so neueste Erfahrung, resultiert nicht aus rein pflichtgetriebener Leistung. Spätestes wenn ein Unternehmen in einer Krise steckt, sollten die Verantwortlichen solche Erkenntnisse ernst nehmen. Mitarbeiter, die langfristig auf einem hohen Motivations- und Leistungsniveau arbeiten, sind dagegen Gold wert. Gerade für den Mittelstand ergibt sich daraus eine neue Perspektive, denn anders als in großen Konzernen mit häufig auch anonymen Umgangsformen, ist es für Führungskräfte in kleinen und mittelständischen Unternehmen leichter, einen persönlicheren Umgangsstil zu prägen. Man kennt sich. Das allein reicht jedoch nicht.

Die Mitarbeiter ernst zu nehmen, in ihrer Kreativität zu fordern und zu fördern, ihre Leistung zu achten und sie anzuerkennen und dabei sowohl individuelle als auch Teamentwicklung zu betreiben, verlangt immer wieder neue Aufmerksamkeit, ein neues Hinschauen, neue Auseinandersetzung. Ob dabei „alles rund läuft“, ist nicht immer leicht zu merken. Fehleinschätzungen oder das zu späte Aufspüren von Dissonanzen sind häufig dem zu schulden, was man gemeinhin als „betriebsblind“ bezeichnet. Oft ist es ein unverstellter Blick von außen, der Defizite erkennt.

Den eigenen Blickwinkel verändern

Um dann das Blatt zum Besseren zu wenden, sind 08-15-Lösungen und „verordnete” Maßnahmen wenig sinnvoll. Die systemische Organisationsberatung bietet deshalb keine vorgefertigten Lösungen zum Überstülpen an, sondern unterstützt Unternehmen, Teams, Projektgruppen und Manager dabei, selbst und in Eigenverantwortung einen Weg aus der Sackgasse zu finden. In jeder Phase der Beratung behält der Coachee deshalb auch die absolute Autonomie über seine Entscheidungen und sein Handeln. Dies erfordert allerdings, dass er sich über die Tragweite und Konsequenz seines Tuns bewusst wird. Und genau das bedeutet Professionalität in der Mitarbeiterführung. Das Beratungskonzept basiert auf der Überzeugung, dass das Wissen über Problemlösungen im Einzelnen und im System bereits vorhanden ist. Es geht lediglich darum, dieses Know-how aufzuspüren und zu entwickeln.

Der Coach fördert also die gedankliche Beweglichkeit des Klienten und unterstützt ihn dabei, seine eigene Kreativität zu entwickeln, um das Problem zu lösen. Dafür kann es für den Coachee sehr nützlich sein, den eigenen Blickwinkel zu verändern. Übernimmt ein Manager beispielsweise eine neue Führungsverantwortung, ist es äußerst hilfreich, sich in das neue Team hineinzuversetzen. Zunächst einmal kann er sich dafür unterschiedliche Fragen stellen, wie zum Beispiel: Was erwarten die Mitarbeiter von mir? Welche Vorbehalte könnten vorhanden sein? Welche Ängste sind mit der Neubesetzung der Position verbunden? Gibt es Mitarbeiter, die selbst auf diese Position wollten? Wie möchte ich gesehen werden?

In Gesprächen, Reflexionen und Rollenspielen lassen sich solche Situationen vorwegnehmen. Dabei wächst eine größere Sicherheit und Selbstverständlichkeit im Umgang mit der neuen Rolle. Außerdem lassen sich Handlungsstrategien entwickeln. Schließlich begegnet man den Menschen ganz anders, wenn man sich vorher einmal genau überlegt hat, wie sich zum Beispiel ältere Kollegen fühlen könnten, wenn sie ihre Anweisungen neuerdings von einem viel jüngeren Vorgesetzten erhalten oder mit welchen Unsicherheiten und Konkurrenzgefühlen männliche Mitarbeiter umgehen müssen, die vielleicht sogar zum ersten Mal eine Frau als Chefin vor sich haben.

Glaubenssätze aufgeben

Um solche Prozesse zu initiieren und zu begleiten, nutzt die systemische Organisationsberatung eine breite Methodenvielfalt. So kann es beispielsweise ratsam sein, sich von bestimmten eingefahrenen „Glaubenssätzen“ zu trennen wie „sei immer freundlich“, „Konflikte sind schrecklich“ oder „ältere Kollegen haben immer Recht“. Das Bewusstmachen solcher verinnerlichter, automatisch ablaufender Denk- und Handlungsmuster – die ja Resultat langjähriger Erfahrungen aus Erziehung, Partnerschaft und anderer Vorerfahrungen sind – rückt den Blick wieder frei für alternative Verhaltensweisen.

Außerdem lassen sich komplexe Zusammenhänge nicht monokausal erklären. Deshalb sind in den bestehenden hochkomplexen Arbeitswelten anstehende Aufgaben nur dann effektiv zu lösen, wenn die einzelnen darin agierenden Personen sowie deren Verhaltensweisen nicht für sich isoliert, sondern als Teil eines größeren Systems betrachtet werden. Ein Beispiel mag diese Theorie leicht nachvollziehbar machen: Man nehme zwei Vertriebsteams aus zwei unterschiedlichen Unternehmen, die jeweils das scheinbar gleiche Problem haben: der Verkauf stagniert und verzeichnet in der letzten Zeit in Teilbereichen sogar eine leicht rückläufige Tendenz.

Zusammenhänge aufspüren

Aus dieser scheinbar absoluten Parallele entpuppen sich schnell zwei sehr individuelle Ausgangproblematiken, wenn man die jeweiligen sozialen Systeme genauer untersucht. Während das Team im ersten Unternehmen aus Männern und Frauen besteht, sind im zweiten Unternehmen nur Frauen im Vertrieb, die aber haben seit einigen Monaten einen männlichen Vorgesetzten, der im Schnitt 15 Jahre jünger ist als seine Mitarbeiterinnen und ihnen eher unsicher begegnet. Bei regelmäßigen Besprechungen wird die Sachebene zunehmend durch entsprechende Andeutungen gestört, immer deutlicher bilden sich zwei Lager heraus. Im ersten Unternehmen leiden die selten stattfindenden Teamsitzungen dagegen darunter, dass die Kommunikation extrem einseitig von oben nach unten stattfindet. Gibt der Teamleiter seine Direktiven weiter, „gehört es sich nicht“, sich dazu zu Wort zu melden. Einverständnis, Kritik, Alternativen oder Fragen bleiben hier unausgesprochen, sorgen allerdings in der Teeküche und im Rauchereck für unermüdliche Diskussionen, die wiederum keinerlei positiven Ausdruck auf einer Handlungsebene finden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Konzepten, setzt die systemische Beratung bei Veränderungsprozessen auf den im Beispiel genannten tiefer liegenden Ebenen an. Um eine Diagnose der vorliegenden Situation vornehmen zu können, sind beispielsweise ein offenes Gespräch mit dem Auftraggeber, eine Mitarbeiterbefragung oder Einzelinterviews hilfreich. Im zweiten Schritt können Workshops, eine Kurzberatung oder ein längeres Coaching einzelner Personen oder auch Teams die anfängliche Analyse stützen, korrigieren und zugleich neue Wege aufzeigen. Die Interventionen können dann bei der Veränderung von Personen, subjektiven Deutungen, sozialen Regeln, hinderlichen Verhaltensstrukturen, der materiellen Umwelt beziehungsweise der Systemgrenze sowie der vorhandenen Entwicklungsrichtung und –geschwindigkeit beginnen.

In der Beratung muss die Aufmerksamkeit also auf die wichtigste Ressource eines Unternehmens, auf die beteiligten Menschen, gerichtet sein. Gelingt es der Führungskraft beispielsweise, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und sich auch in die Lage des Mitarbeiters zu versetzen, ist sie in der Lage, die wirklichen Ursachen für den Missstand zu klären. Idealerweise ziehen anschließend beide Seiten an einem Strang und erhöhen damit die gemeinsamen Potenziale.

Beratung muss am Ergebnis orientiert sein

Damit ein Beratungsprozess nicht verwässert, ist es zudem wichtig, schon zu Beginn des Coachings konkrete Zielvereinbarungen zu treffen. Auf diese Weise lässt sich genau überprüfen, was mit Hilfe des Coachings erreicht werden konnte und wo weiterhin Defizite bestehen. Eine effektive Struktur für den Arbeitstag, eine bessere Ablage, eine höhere Effizienz von Meetings, die Nutzung von Synergieeffekten innerhalb einer Abteilung oder zwischen zwei Teams sind beispielsweise konkrete, erreichbare und abrechenbare Zielvorstellungen. Sie lassen sich gut kontrollieren und tragen deshalb zur Nachhaltigkeit der Beratung bei.

Wenn sie in absehbarer Zeit nicht erreicht werden, wird außerdem deutlich, dass etwas in der Herangehensweise nicht stimmt. Auch in diesem Fall sind sie also hilfreich, weil sie als Indikatoren früh genug auf die Notwendigkeit hinweisen, neue Wege zu suchen. Neben dem Vergleich solcher Soll-Ist-Vorgaben mit den tatsächlich erreichten Ergebnissen kann – bei der Arbeit mit mehreren Personen – zum Beispiel auch eine abschließende Mitarbeiterbefragung in die Evaluation einfließen. Gemeinsam erarbeitete Handlungspläne für das künftige Vorgehen übernehmen die Funktion, erreichte Ergebnisse auf Dauer zu sichern und zu stabilisieren.

*Gesa Steller und Ulrike Nix sind geschäftsführende Gesellschafterinnen der genisys – systemische Organisationsberatung in Düsseldorf. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Coaching von Führungskräften, Teamentwicklung sowie die Begleitung von Struktur- und Veränderungsprozessen.
ZUM AUTOR
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