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Fachartikel, 18.08.2005
Wirtschaft/Mittelstand (allgemein)
Soziale Verantwortung - engagierte Chefs
Allen Vorurteilen zum Trotz kümmert sich das Gros der Unternehmen in Deutschland nicht nur um den eigenen Gewinn, sondern setzt sich in vielfältiger Weise für das Gemeinwohl ein.
Soziale und karitative Einrichtungen wurden von ihnen in den vergangenen zwölf Monaten mit hochgerechnet 10 Milliarden Euro unterstützt. Trotz der Konjunkturmisere haben viele Firmen ihr Engagement in den vergangenen Jahren sogar noch ausgeweitet.*)

Heuschrecken, Raffzähne, gierige Kapitalisten – Unternehmer und Kapitalgeber mussten sich in letzter Zeit viele nicht gerade schmeichelhafte Bezeichnungen anheften lassen. Doch die meisten Betriebe verfolgen ihre wirtschaftlichen Ziele auf rechtlich und moralisch sauberem Weg.

Die verantwortliche Haltung der Firmenleiter endet sogar höchst selten am Werktor. Das Gros der Chefs engagiert sich – oft ohne viel Aufhebens davon zu machen – für soziale und gesellschaftliche Belange, zeigt also viel von dem, was sich neudeutsch „Corporate Social Responsibility“ nennt. Dies geht aus einer repräsentativen Unternehmensbefragung hervor, die im April und Mai 2005 im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und des Wirtschafts-magazins „impulse“ vom Meinungsforschungsinstitut „forsa“ durchgeführt wurde. Das Resultat entzieht so mancher Kapitalismuskritik den Boden:

Stolze 94 Prozent der befragten inhabergeführten Unternehmen haben sich in den vergangenen zwölf Monaten in unterschiedlicher Weise für die Gesellschaft engagiert. Hochgerechnet war allen Firmenchefs ihr Einsatz 10,3 Milliarden Euro wert.

Während die aufgewendeten Beträge bei den großen Konzernen im Mittel „nur“ etwa 0,1 Prozent des Umsatzes ausmachten, waren es bei den kleinen Betrieben mit nur wenig mehr als 100.000 Euro Jahresumsatz immerhin 3,1 Prozent. Vom Klischeebild des sich ausschließlich um seinen persönlichen Gewinn kümmernden Unternehmers lässt die Umfrage also kaum etwas übrig. Weitere Ergebnisse im Einzelnen:

Geld ist nicht alles

Ein Unternehmen aufzubauen und zum Erfolg zu führen kostet nicht nur viel Eigeninitiative und Nerven, sondern auch jede Menge Zeit. Daher liegt es nahe, dass die Geschäftsinhaber das Gemeinwohl vorzugsweise mit finanziellen Mitteln fördern. Sieben von zehn Unternehmen haben seit dem Frühjahr 2004 für sozi-ale Zwecke Geld aus der Firmenkasse gespendet – im Schnitt etwa 1.600 Euro.

Alternativ oder zusätzlich holte gut jeder zweite „Boss“ durchschnittlich 1.100 Euro aus dem privaten Portemonnaie, um karitative Einrichtungen und Wohltätigkeitsveranstaltungen zu unterstützen. Daneben stellen vier von zehn Firmen kostenlos Waren zur Verfügung – seien es Preise für eine Tombola, Baumaterial für den Ausbau eines Vereinsheims oder neues Spielzeug für Kindergärten.

Viele Betriebseigner beschränken sich aber nicht auf Geld- oder Sachspenden. Immerhin ein Drittel von ihnen hat zuletzt eine oder mehrere ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen, für die die Einrichtungen sonst teures Personal benötigt hätten.

Breit gestreute Hilfe

Traditionell haben viele Unternehmer ein Herz für den Sport und greifen dem örtlichen Fußball- oder Schwimmklub gerne unter die Arme. Dies bestätigt auch die „forsa“-Umfrage: Gut jeder dritte befragte Betrieb hat in den vergangenen zwölf Monaten einen Sportverein aufgepäppelt – dabei kamen insgesamt fast 1,1 Milliarden Euro zusammen. Noch etwas mehr (1,2 Milliarden Euro) ließen die Betriebe springen, um die lokale oder überregionale Kultur zu sponsern. So konnten sich Gesangsvereine, Theatergruppen und Museen über die eine oder andere Finanzspritze aus der Wirtschaft freuen.

Neben diesen oft längerfristigen Engagements waren die Unternehmen da zur Stelle, wo kurzfristig Geld und Tatkraft gefragt waren. Jeder dritte Chef trug beispielsweise um den vergangenen Jahreswechsel herum dazu bei, die Spendenkonten für die Tsunami-Opfer zu füllen. Als besonders großzügig erwiesen sich die vermeintlich nur gewinnhungrigen Arbeitgeber, wenn es darum ging, Obdachlose und andere Menschen am Rand der Gesellschaft zu unterstützen – die entsprechenden Spenden summierten sich zuletzt auf mehr als 1,5 Milliarden Euro.

Mit Engagement zum Imagegewinn

Es ist nur recht und billig, wenn sich die Unternehmen von ihrem Einsatz für soziale Zwecke auch Vorteile für das eigene Geschäft versprechen. Gefragt nach den Motiven für ihr Engagement, sagten 74 Prozent der Unternehmen, sie hofften dadurch ihr Ansehen in der Öffentlichkeit zu heben. Ein ähnlich hoher Anteil baute auf eine Verbesserung der Kundenbeziehungen; immerhin rund die Hälfte der Betriebe rechnete sogar mit Absatzsteigerungen.

Etwa sieben von zehn Chefs gaben jedoch als wichtigstes Motiv für ihre Spendenbereitschaft an, dass sie eine gesellschaftliche Verantwortung zu tragen hätten. Noch etwas mehr, nämlich 76 Prozent, stimmten der Auffassung zu, allgemein müssten sich Unternehmer stärker als andere gesellschaftliche Gruppen um das Gemeinwohl kümmern.

Diese Haltung der befragten Unternehmer rührt wohl auch daher, dass 57 Prozent mindestens ein Beispiel für sozial orientierte Aktivitäten und Einrichtungen kannten, die ohne Unterstützung aus der Wirtschaft eingestellt werden müssten. Von den Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz pro Jahr wussten sogar 78 Prozent von solchen Fällen.

Stabile Spendenbereitschaft

Angesichts der Bedeutung ihres Engagements ist es umso erfreulicher, dass die Unternehmenslenker trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute weiter spenden: Rund 60 Prozent der Inhaber setzten sich in den vergangenen Jahren in konstantem Maß für soziale Angelegenheiten ein; gut 20 Prozent haben sogar noch draufgesattelt. Nur 12 Prozent der Betriebsleiter haben dagegen in Sachen Wohltätigkeit zuletzt zurückgesteckt.

Noch hilfsbereiter als früher zeigen sich vor allem jene Unternehmen, die einen Umsatz von jährlich mehr als 50 Millionen Euro erwirtschaften: Sechs von zehn meldeten, in den vergangenen Jahren habe ihr soziales Engagement zugenommen.

*) Vgl. forsa-Studie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
„Corporate Social Responsibility“ in Deutschland
Berlin/Köln 2005. Download unter: www.chancenfueralle.de. zur Studie
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