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Fachartikel, 14.03.2006
Bildung und Beruf
Soziale Kompetenz als zentrale Leadership-Fähigkeit
Obschon "Soziale Kompetenz" wesentlich mehr als eine "soziale Grundhaltung" beinhaltet, wird sie von Führungskräften gerne auf diese beschränkt. Beitrag über die Bausteine "sozialer Kompetenz" und ihre Bedeutung im Führungs- und Managementalltag von Dr. Michael Fuhrmann.
Soziale Kompetenz - dieser Begriff wird in der Praxis oft als soziale Einstellung missverstanden: Als Sympathie für die Schwachen, als Fähigkeit an die Geburtstage der Kollegen zu denken und den Alltag durch kleine Aufmerksamkeiten zu verschönern, als zentrale Anlaufstelle für Probleme aller Art. Das soziale Kompetenz mit der Rolle der „Mutter der Kompanie“ verwechselt wird ist ein Grund dafür, warum dieses Konzept trotz aller Appelle der Personalentwickler von den gestandenen Führungskräften so skeptisch, zumindest recht ambivalent betrachtet wird.

Natürlich ist eine soziale Einstellung gut für das Teamklima. „Soziale“ Menschen sind in der Regel auch beliebt und ein wenig Einfühlungsvermögen schadet sicher nie. Aber Führungskräfte können nun mal nicht immer nur beliebt und nett sein, das widerspricht ihrer Rolle und vielen ihrer Aufgaben. Wer seine soziale Orientierung übertreibt wird unangenehme Entscheidungen nicht treffen wollen, sich selbst und den meisten anderen damit aber letztlich auch nicht gerecht werden.

Soziale Kompetenz und Zielstrebigkeit

Soziale Kompetenz ist dann genau das Richtige für Führungskräfte, wenn man darunter die Fähigkeit versteht, sich in Gruppen und Organisationen erfolgreich zu bewegen. Andere für sich und seine Ziele zu gewinnen, sie zu überzeugen und zu begeistern erfordert einige Fähigkeiten, die zunächst mit Kontakt herstellen zu tun haben. Wie schnell, gut und dauerhaft tragfähige Beziehungen aufgebaut werden können und Vertrauen gewonnen wird, hängt von der Wahrnehmungs- und Empathiefähigkeit ab. Sich mit den unterschiedlichsten Menschen gut zu verstehen und eine gute Wellenlänge für die gemeinsame Zielerreichung zu nutzen, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Arbeit mit Menschen. Und mit diesen haben Führungskräfte in der Regel schwerpunktmäßig zu tun.

Gemeinsam zum Ziel kommen kann man allerdings auch, wenn man es den anderen immer recht und sich deren Ziele zu eigen macht. Nichts gegen Kompromissbereitschaft und –fähigkeit. Doch die eigentliche soziale Kompetenz liegt darin, die eigene Position zu wahren und sie nicht vorschnell einem Gruppenzwang zu opfern. Auch hier hilft eine gute Wahrnehmung, nämlich die der eigenen Person: Was sind meine essenziellen Werte und Ziele, worin bin ich mir sicher, was will ich in jedem Fall verwirklichen? Damit wird der eigene Verhandlungsspielraum klar und eben auch genau das, was ich durchsetzen will.

Soziale Kompetenz und Konfliktbereitschaft

Die eigene Position wahren bedeutet zunächst, den eigenen Standpunkt, die grundlegenden Werte klar auszudrücken und darzustellen. Und dann ist Konfliktbereitschaft erforderlich. Das ist relativ einfach, wenn einem die anderen sowieso egal sind. Menschen mit überzogenem Egoismus bei mangelnder sozialer Kompetenz wirken hier sehr stark. Und doch werden sie sich bestenfalls durchsetzen, weil sie andere überrollen. Dauerhafte Triumphe sind aber eher nicht zu erwarten. Das liegt daran, dass man solchen Egomanen zwar nicht gerne offen entgegentritt, sie aber im täglichen Guerillakampf früher oder später doch klein kriegt.



Neben den emotionalen Bulldozern gibt es noch eine zweite Gruppe, denen Konfliktbereitschaft attestiert werden kann. Das sind jene, die schon früh gelernt haben, dass mit Streit und Aufsässigkeit eine Menge Aufmerksamkeit zu gewinnen ist. Sie sind
bereit, sich unbeliebt zu machen, weil das immer noch besser ist als ignoriert zu werden. Deshalb suchen sie geradezu den Konflikt und sind als professionelle Störer Experten für die negativen Seiten egal welcher Entscheidung. Sie sind nicht führbar, weil sie sich genau damit die meiste Aufmerksamkeit ihrer Führungskräfte erarbeiten. Das geht sogar soweit, dass in Konfliktseminaren die Führungskräfte umfänglich und ausführlich diese, ihre Lieblingsfälle, bearbeiten. Damit beschäftigen sich die Führungskräfte nicht nur in der Arbeitszeit mit den Streitprofis, sondern sogar in ihrer Bildungs- und wahrscheinlich sogar in ihrer Freizeit. Leistungsträger schaffen das kaum.

Was aber ist nun sozial kompetente Konfliktbereitschaft? Sie liegt in der Einsicht, dass Menschen unterschiedliche Interessen verfolgen und es folglich natürlich ist, sich zur Durchsetzung der eigenen Vorstellungen den Konflikten und damit den Gegenparteien aktiv zu stellen und eine konstruktive Auseinandersetzung anzustreben. Sozial kompetente Konfliktfähigkeit ist damit ein ganzes Kompetenzbündel:

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::: Eigene Forderungen stellen können,

::: die Gründe, Absichten, Nutzen und Auswirkungen seiner Forderungen transparent machen können,

::: unangemessene Forderungen anderer begründet und konsequent zurückweisen können und auch

::: zu angemessenen, aber trotzdem nicht umsetzbaren Anforderungen von außen klar „Nein“ sagen können,

::: Angriffe (vor allem die Subtilen) erkennen, parieren und dauerhaft unterbinden können,

::: die Schwachstellen beim Gegner erkennen und aufgreifen können (den Finger in die Wunde legen, ohne sie unnötig zu infizieren),

::: auch wenn alle außer einem selbst einer Meinung sind dieser Ansicht widersprechen können (gegen den Strom schwimmen),

::: lösungsorientiert argumentieren können,

::: die eigene Position immer wieder selbst hinterfragen und sie von anderen auch hinterfragen lassen können,

::: zu den eigenen Ansichten und Werten stehen können, auch wenn sie nicht mehrheitsfähig sind.

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All diese Einzelfähigkeiten wirken auf andere Menschen, selbst wenn sie polarisieren, gewinnend, wenn sie getragen sind von Respekt, sich selbst und anderen gegenüber. Dieses Gefühl macht den Unterschied: Wenn wir von einem Menschen den Eindruck haben, dass er sich und andere respektiert, dann erlauben wir ein hohes Maß an Dissens in der Sache.

Soziale Kompetenz und Offenheit

Soziale Kompetenz ermöglicht es also, inhaltlich von anderen abweichende Standpunkte zu vertreten und dennoch von ihnen als Persönlichkeit geachtet zu werden. Die Achtung steigt noch, wenn jemand geschickt darin ist, die an der Auseinandersetzung beteiligten Emotionen angemessen zur Sprache bringen zu können. Emotionen beherrschen bekanntlich die Sachebene. Trotzdem werden sie oft genug ignoriert oder eher weinerlich oder als Vorwurf vorgebracht. Wer in der Lage ist Emotionen in ihrer Bedeutung zu erkennen, sie frühzeitig zu benennen, sie sachlich und doch gefühlsorientiert anzusprechen, die richtigen Schlussfolgerungen daraus abzuleiten und Lösungsstrategien anzubieten,weist Wege aus der Sackgasse und wird somit als einflussreich und sensibel gleichermaßen wahrgenommen.

Menschlich zu sein und dabei zielorientiert zu bleiben ist eine erfolgversprechende Kombination. Es ist diese Art von sozialer Kompetenz, die sich Führungskräfte zu eigen machen sollten.

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Dr. Michael Fuhrmann ist geschäftsführender Gesellschafter von Rother & Partner. Der Diplompsychologe ist spezialisiert auf die Schnittstelle zwischen Personal- und Organisationsentwicklung. Er berät Unternehmen bei der ganzheitlichen Einführung von Managementsystemen, moderiert Veränderungsprozesse, trainiert Führungskräfte und unterstützt sie im Konfliktmanagement. Dabei nutzt er wissenschaftlich fundierte Typologien wie das Team Management System (TMS) und Methoden des Neurolinguistischen Programmierens (NLP
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