Fachartikel, 14.11.2007
Perspektive Mittelstand
Management
Der Weg zur richtigen Entscheidungsfindung
Den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg von Unternehmen machen die Entscheidungen: Welche Strategie ist richtig, welcher Standort ist der Beste, wer ist der bestgeeignete Bewerber? Fragen über Fragen, die es im Management-Alltag im Rahmen der Entscheidungsfindung täglich zu erörtern gilt. Die Folgen der Entscheidungen, speziell die einer Fehlentscheidung, wiegen oftmals schwer - sowohl im Hinblick auf das Unternehmen selbst als auch die Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner.
In der Wissenschaft gibt es zwar keine grundlegende Entscheidungstheorie - einige Grundregeln, die es erleichtern, die richtige Entscheidung zu treffen, gibt es aber doch. Zuerst gilt es vor allem festzuhalten: Eine Entscheidung bis zum Sanktnimmerleinstag hinauszuzögern, aus Angst sie könnte falsch sein, ist ebenso kontraproduktiv, wie diese überstürzt zu treffen und damit nicht zu überlegen. So bergen beispielsweise „Schnellschüsse“ die Gefahr, dass wichtige Aspekte hinsichtlich der Folgewirkungen außer Acht gelassen werden – mit der Folge, dass deren negative Konsequenzen das Unternehmen später einholen. Das Problem: Eine Entscheidung kann man revidieren, deren Folgen jedoch nicht.

Eine weitere typische Entscheidungsfalle ist gegeben, wenn sich Unentschlossene selbst in ein Entscheidungsdilemma bringen. Zu solchen Situationen kommt es vor allem dann, wenn der Entscheider ausschließlich in Entweder-Oder-Kategorien denkt und glaubt, allein schon die Möglichkeit, zwischen zwei Alternativen abwägen zu können, reiche aus, um zu einer guten Lösung zu gelangen. Der bessere Weg hingegen ist, zunächst ganz klar das eigene Ziel zu definieren und dann das Alternativenspektrum zu erweitern – und zwar noch ehe man sich festlegt. Eine Alternative, die sich aufdrängt, ist nicht zwangsläufig auch die richtige, nur weil sie logisch erscheint.

Viel besser ist es, erst einmal den Blick zu weiten, unterschiedliche Perspektive einzunehmen und alternative Handlungsvarianten durchzuspielen. Wem das schwer fällt, sollte sich einen Coach und Sparringspartner suchen. Im Dialog können Entscheidungen besser hinterfragt werden. Das ist insofern wichtig, da Unternehmensstrategien in aller Regel sehr stark von der Persönlichkeitsstruktur des Chefs geprägt sind. Als Folge dessen kommt es häufig vor, dass ein Unternehmen seine gesamten Ressourcen auf das falsche Ziel lenkt. Ein Beispiel hierfür ist die Unglücksehe DaimlerChrysler.

Um sich einen Überblick über die Vor- und Nachteile der Entscheidungsalternativen zu verschaffen, ist es sinnvoll eine Liste zu erstellen, die alle Pro- und Contra-Argumente aufzeigt. Allerdings sollten die Wahlmöglichkeiten begrenzt werden, da nicht immer alle Informationen verarbeitet werden können und die Wirkungen einzelnen Faktoren auf das Gesamtsystem oft nicht im Detail bekannt sind. Von daher gilt zumeist die Regel: Weniger ist oftmals mehr. Zumal wir Menschen, statt zu denken, meistens lieber glauben. So werden Entscheidungen häufig mehr von Gefühlen als von der Ration bestimmt. So gut die Intuition auch manchmal sein mag, so sehr kann sie auch in die Irre führen, wie nicht zuletzt auch Studien belegen. Umso wichtiger ist es, dass der Einzelne versucht, ehrlich die Gründe für seine Entscheidungen zu hinterfragen. Was zählt, ist die genaue Analyse des Problems, und dahingehend insbesondere Fakten. Mutmaßungen sind davon klar zu trennen und zu prüfen, worauf sich diese stützen.

Nun deshalb aber alle Energien darauf zu verwenden, die perfekte Entscheidung zu finden, ist in der Regel auch nicht sinnvoll. Rastlose Maximierer machen sich das Leben unnütz schwer. Denn die perfekte Lösung ist und bleibt zumeist ein Traum. Wer immer nach einer noch besseren Lösung sucht, wird unzufrieden, pessimistisch und dreht sich irgendwann im Kreis. Pragmatisch denkende Menschen sind da im Vorteil. Sie wissen: Kluge Entscheidungen müssen nicht perfekt sein, sondern lediglich gut genug. Gesunder Menschenverstand spielt eine große Rolle. Effektiver ist es, den Entscheidungsprozess zu beenden, sobald etwas gefunden wurde, das dem eigenen Anspruch genügt.

Darüber hinaus gilt bei Entscheidungen, so sie einmal getroffen sind, stets die Devise: Blicken Sie nicht zurück! Weiter nach einer Lösung suchen, macht ebenso unglücklich, wie eine Wahl nicht zu revidieren, die sich als falsch erwiesen hat. Immerhin resultieren in Unternehmen aus einer falschen Entscheidung mitunter hohe Kosten, die lange nachwirken können. Bei mehrfachen Fehlentscheidungen kann auch der Respekt der Mitarbeiter gegenüber dem Chef nachlassen. Umso wichtiger ist es, sich vor einer Entscheidung klar zu machen, dass es ein Ziel gibt, aber zunächst ein Problem zu lösen ist, um dieses Ziel zu erreichen.

Kluge Entscheidungen charakterisiert, dass sich das Bauchgefühl und der Verstand vereinen und beide diese teilen. Mitunter ist die Intuition sogar der Ratio überlegen. Studien weisen nach, dass unser Gehirn vor allem bei sehr komplexen Entscheidungen überfordert ist und das Bauchgefühl zu besseren Entschlüssen führt. Der eigenen Intuition sollte man daher absolut vertrauen. Vielen sind aber die intuitiven Fähigkeiten durch die Überbetonung des Rationalen abhanden gekommen. Sie überhören die Signale der Intuition, verstehen ihre Sprache nicht und müssen ihre intuitiven Fähigkeiten wieder neu entdecken lernen. Auch hierbei kann ein Coach wertvolle Unterstützung leisten. Ansonsten gilt bei Entscheidungen das Bonmot des österreichischen Schriftstellers Karl Kraus: „Der Schwache zweifelt vor der Entscheidung; der Starke danach.“

Damit dies nicht für Sie gilt, nutzen Sie am besten die „1-2-3-Formel“, um die Qualität einer Entscheidungsalternative leicht und wirksam zu überprüfen. Überlegen Sie, welche Konsequenzen die von Ihnen bevorzugte Entscheidungsalternative innerhalb eines Tages, nach 2 Monaten bzw. nach 3 Jahren für Sie bzw. für das Unternehmen hat. Sehr schnell werden Sie dann erkennen, welche Alternative die beste ist, ohne dass diese später bereut werden muss.

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12 goldene Regeln zur richtigen Entscheidungsfindung
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  1. Formulieren Sie zunächst das Ziel, das Sie mit einer Entscheidung erreichen wollen. Das Ziel sollte konkret, mess- und erreichbar sein. Formulieren Sie es in positiven Aussagen. Definieren Sie eine klare Zeitschiene.
  2. Versuchen Sie sich Ihrer Ängste bewusst zu werden, die mit der Entscheidung verbunden sind. Was kann schlimmstenfalls passieren?
  3. Stellen Sie sich die Frage, welche inneren Glaubenssätze, etwa „So haben wir schon immer entschieden“ oder „Das traue ich mir allemal zu.“, die Formulierung des Ziels und letztlich auch Ihre Entscheidung beeinflussen.
  4. Sprechen Sie mit einem Menschen Ihres Vertrauens über das Ziel, das Sie anstreben. Erörtern Sie mit dieser Person auch mögliche Entscheidungs- und Lösungsalternativen. Häufig ergeben sich aus dem Dialog und Austausch zusätzliche Ideen, wie Sie Ihr Ziel erreichen können.
  5. Geben und nehmen Sie sich Zeit. Die besten Ideen und Lösungen fallen vielen Menschen ein, wenn sie sich die Zeit nehmen, zum Beispiel in der Natur, um über Probleme, Fragestellungen und anstehende Entscheidungen nachzudenken.
  6. Erarbeiten Sie grundsätzlich immer mindestens drei Entscheidungsalternativen. Und schaffen Sie Strukturen, zum Beispiel mit W-Fragen (Wer, (mit) wem, wann, was, wie und womit).
  7. Versuchen Sie Abstand zur Entscheidung zu gewinnen und loszulassen, indem Sie ‚eine Nacht darüber schlafen’, sich bewusst ablenken etc. Sie gewinnen dadurch an innerer Klarheit.
  8. Beachten Sie, dass Sie Ihre Entscheidungen sowohl rational begründet als auch gemäß Ihrem Bauchgefühl treffen. Entscheiden Sie aber nie gegen Ihr „Bauchgefühl“.
  9. Geben Sie sich niemals mit der erstbesten Lösung zufrieden.
  10. Nutzen Sie die „1-2-3-Formel“, um die Qualität einer Entscheidungsalternative leicht und wirksam zu überprüfen.
  11. Finden Sie heraus, welche Umsetzungs-Stolpersteine es möglicherweise gibt. Entwickeln Sie eine Strategie zur Umsetzung der ausgewählten Lösung.
  12. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Umfeld Ihre Entscheidung akzeptiert und diese mitträgt.
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