„Die Karrierechancen für Informatiker werden auch in einigen Jahren gut sein“, beruhigt Maurice Shahd. Sprecher des Branchenverbands BITKOM. Shahds Optimismus fußt auf zwei Faktoren. Erstens: „Die Informationstechnik ist heute eine Schlüsseltechnologie.“ Ohne IT geht in den meisten Betrieben nichts mehr. Zweitens: „Die Zahl der Absolventen von Informatikstudiengängen war in den letzten Jahren zu niedrig. Deshalb sind und bleiben IT-Experten gefragt.“
Gute Chancen, aber andere Anforderungen
Jedoch ändert sich allmählich das Anforderungsprofil an die IT-Spezialisten. Zur raren Spezies werden die Programmierer, die wochenlang vor sich hin programmieren, ohne mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Gefragt sind zunehmend „teamfähige Spezialisten, die mit anderen Experten maßgeschneiderte Problemlösungen entwickeln können – fürs eigene Unternehmen und für Kunden“, betont Prof. Dr. Michael Löwe, Leiter der Abteilung Informatik an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) Hannover. „Also müssen die Informatiker von morgen zumindest ein Überblickswissen in anderen Fachgebieten haben.“ Ähnlich äußern sich häufig Unternehmensvertreter. So zum Beispiel Daniela Apel, verantwortlich für die Personalbetreuung bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall: „Wir brauchen ITler, die auch das nötige betriebs- sowie finanzwirtschaftliche Know-how haben, um die Geschäftsprozesse in unserem Unternehmen zu verstehen.“ Doch solche Spezialisten sind rar. Deshalb finanziert die Bausparkasse Jahr für Jahr mehreren Abiturienten das Wirtschaftsinformatik- oder Informationstechnik-Studium und bietet zusätzlich ein Traineeprogramm für ITler an. Einen ähnlichen Bedarf signalisieren zahlreiche Unternehmen.
„Bindestrich-Informatiker“ gesucht
Entsprechend boomen zurzeit die „Bindestrich-Informatiker“. Der Klassiker unter ihnen ist der Wirtschaftsinformatiker, der auch über betriebswirtschaftliches Know-how verfügt. Immer stärker sind aber auch andere „Bindestrich-Informatiker“ gefragt – zum Beispiel solche, die vom Maschinenbau, der Medizintechnik oder vom Versicherungswesen eine Ahnung haben. „In diesen Grenzbereichen zu anderen Disziplinen entstehen ganz neue Berufsfelder“, bestätigt Rolf Chung vom IT-Mittelstandsverband VDEB.
Was folgt daraus für Abiturienten, die sich für ein Informatik-Studium interessieren? Sie sollten laut Sörge Drosten, Leiter des IT-Bereichs beim Consultingunternehmen Kienbaum, darauf achten, dass ihnen ihr Studium auch „fundierte Einblicke in andere Wissens- und Anwendungsbereiche“ bietet – zum Beispiel aufgrund von Praktika. Oder durch Projekte, bei denen sie mit Vertretern anderer Disziplinen im Team arbeiten. Oder aufgrund entsprechender Schwerpunktsetzungen im Studienprogramm. Informatikern mit einem solchen Profil sagt Drosten auch künftig gute Job- und Karrierechancen voraus.
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