Fachartikel, 09.06.2008
Perspektive Mittelstand
Die „Silver Economy“
Enorme Potenziale für die Wirtschaft
Mit einer Kaufkraft von jährlich 316 Milliarden Euro markiert die Generation 50plus schon heute eine für die Wirtschaft äußerst attraktive Kundenzielgruppe. Doch bedarf es neuer Wege, um die Potenziale der so genannten „Silver Economy“ (dt.: Seniorenwirtschaft) in Zukunft optimal für sich erschließen zu können.
Viele Unternehmen haben heute die wirtschaftliche Bedeutung des Kundensegments 50plus erkannt und beginnen, ihre Werbe- und PR-Maßnahmen auf die Zielgruppen 50plus / Senioren auszurichten. Weniger bekannt dagegen ist, dass sich parallel zu den Marketingmaßnahmen vieler Unternehmen ein eigenständiger Markt gebildet hat, der auf die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Serviceangebote für ältere Konsumenten abzielt. Die Silver Economy, in Deutschland pragmatisch als Seniorenwirtschaft bezeichnet, hat sich zu einem rasanten Wachstumsmarkt entwickelt, dessen Potentiale bisher von Wirtschaft und Handel kaum wahrgenommen werden.

Kooperationen und Kompetenznetzwerke in der Silver Economy

Bei der Silver Economy handelt es sich nicht um eine neue Branche, sondern um einen Querschnittsmarkt, der unterschiedliche Branchen durchdringt. Sie kann als eine Art Wirtschaftscluster verstanden werden, mit dem sich Unternehmen auf ein bestimmtes Thema - in diesem Fall der Demographische Wandel - und Segment - Zielgruppe 50plus / Senioren - konzentrieren, um ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Mittelfristiges Ziel ist es dabei auch, integrative Gesamtkonzepte zu entwickeln, von Synergieeffekten zu profitieren sowie Kooperationen und Netzwerke aufzubauen.

Dahinter steht die Erkenntnis, dass die spezifischen Bedürfnisse und Erwartungen älterer, alter und vor allem erfahrener Konsumenten nicht nur ein völlig neues Know-How über den Prozess des Älterwerdens erfordern, sondern sich auch Chancen etwa für branchen- übergreifende Kooperationen ergeben, mit denen sich Unternehmen neue Marktsegmente erschließen. So gibt es beispielsweise das relativ neue Segment des barrierefreien Tourismus', der in Urlaubsregionen innovative Kompetenznetzwerke zwischen Tourismusanbietern, Destinationen, Senioreneinrichtungen, Kliniken, Architekten, Designern, Dienstleistern, Kulturbetrieben, Internetanbietern und Handel entstehen lässt.

Aber auch Städte und Kommunen haben die Seniorenwirtschaft als regionales Kompetenzfeld der Wirtschaftsförderung definiert und suchen den Zusammenschluss von Wirtschaft und Forschung nicht selten im Rahmen einer Private-Public-Partnership. Gleichzeitig entdecken immer mehr Universitäten und Forschungseinrichtungen das Thema für sich und bilden Forschungscluster für interdiszplinäre Projekte und Studiengänge zu den Folgen und Potentialen des Demographischen Wandels.

Wachstumssegmente der Silver Economy

Zu den klassischen Wachstumssegmenten zählt die Gesundheitswirtschaft, die vor allem mit innovativen Angeboten in den Bereichen Prävention, Rehabilitation und eHealth, Internet- und Kommunikationstechnologien boomt, aber auch die Elektrotechnik mit einbezieht, beispielsweise bei der Entwicklung intelligenter Assistenzsysteme.

Am Beispiel der Smart-Homes-Systeme oder des neuen Segments Ambient Assistant Living (AAL) zeigen sich weitere Kooperationsmöglichkeiten etwa zwischen Forschung, Herstellern von Mikrosystemen sowie Informations- und Haushaltstechniken auf der einen und Architekten, Designern und Wohnungsunternehmen auf der anderen Seite. Vom Demographischen Wandel profitieren werden mittelfristig außerdem die Segmente Freizeit & Bildung, Tourismus & Medical Wellness, Ernährung und Convenience, Gesundheit und Sport, Pflege & eHealth, Bauen & Wohnen, Handel & Dienstleistung, Handwerk, Kultur & Medien, Kommunikation und Marketing sowie Versicherungen und Finanzdienstleistungen.

Wettbewerbsvorsprung für Unternehmen in Deutschland

Insgesamt sind zur Zeit weniger bahnbrechende Erfindungen oder technologische Entwicklungen zu erwarten. Vielmehr wird sich der Senniorenmarkt langsam aber stetig entwickeln und parallel dazu wird sich die Wettbewerbsintensität innerhalb Europas sukzessive erhöhen. Für Unternehmen bietet sich damit die große Chance, mit innovativen Produkt- und Serviceideen relativ schnell eine Alleinstellung im Markt zu erhalten.

Da Deutschland zu den Ländern mit der ältesten Bevölkerung in Europa gehört und sich damit als eines der ersten europäischen Ländern auf den Demographischen Wandel einstellen kann, bieten sich für deutsche Unternehmen bei der Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Produkten, Dienstleistungen und innovativen Servicekonzepten für ältere Konsumenten eindeutige strategische Wettbewerbsvorteile im internationalen Umfeld.

Silver Economy - Der 386-Milliarden-Euro-Markt

Deutschland schrumpft und altert. Bereits 2030 wird jeder dritte Bundesbürger 60 Jahre und älter sein. Das bedeutet, dass rund 27 Millionen Menschen der Zielgruppe 60plus angehören werden. Die Gruppe der Hochaltrigen (80plus) wird sich verdreifachen von 3,2 Mio. auf rd. 9,1 Millionen. Gleichzeitig sinkt die Gesamtbevölkerung um knapp 10 Prozent und der Altenquotient (der Anteil der 65-Jährigen und Älteren bezogen auf die Bevölkerung im Erwerbsalter) wird von heute ca. 30 Prozent auf knapp 60 Prozent steigen. Weder wachsende Geburtenraten noch Immigrationsbewegungen werden nach jetzigen Kenntnissen diese Entwicklung entscheidend beeinflussen. Soweit die negative Sicht auf den Demographischen Wandel. dazu, dass die dritte (60-82 Jahre) und vierte Lebensphase (ab 82 Jahre) immer stärker als wertvolle Lebenszeit begriffen werden, die es aktiv zu gestalten gilt. Der Wunsch wächst, auch nach dem Eintritt in den Ruhestand aktiv zu bleiben, etwas Neues zu beginnen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Gleichzeitig werden von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg (GfK) die wirtschaftlichen Ressourcen Älterer "als die wichtigste wirtschaftliche Triebkraft der kommenden Jahre" (GfK, 2002) eingeschätzt. Die Generation 50plus verfügt schon heute über eine Kaufkraft von rund 316 Milliarden Euro jährlich und damit laut einer aktuellen DIW-Studie fast über ein Drittel der Gesamtausgaben für den privaten Konsum. Dieser Anteil wird bis 2050 nach der DIW-Studie auf 386 Milliarden Euro und damit mehr als 41 Prozent der Gesamtausgaben steigen. Ein attraktiver Wachstumsmarkt, der sich kaum ein Unternehmen verschließen kann.

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