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Fachartikel, 07.02.2007
Management (allgemein)
Deutsche Industrie – Unternehmen erfolgreich in der Nische
Viele große Betriebe in der Industrie haben die Wirtschaftskrise gut überstanden. Schlechter lief es bei den kleinen Unternehmen. Beitrag zu den aktuellen Entwicklungen und Erfolgsfaktoren deutscher Unternehmen in der Industrie.
Deutschlands Industrieunternehmen haben die zurückliegende Wirtschaftskrise sehr unterschiedlich durchlebt. Während sich viele große Betriebe dank guter Auslandsgeschäfte vom Abwärtstrend abkoppeln konnten, lief es bei den kleinen Firmen oft schlechter. Erfolge feiert die Industrie mittlerweile vor allem mit hochwertigen, individuell gefertigten Nischenprodukten. Allerdings fehlen ihr zunehmend die gut ausgebildeten Mitarbeiter, um die komplexen Entwicklungs- und Herstellungsverfahren meistern zu können.

„Deutschland kann auch Aufschwung“, ließe sich in diesen Tagen im griffigen Politiker-Deutsch ausrufen. Wer will da noch von der Malaise reden? Ein Blick zurück lohnt aber dennoch, denn die vergangenen Jahre lehren, dass sich die Industrieunternehmen wirtschaftlich längst nicht mehr im Gleichschritt entwickeln. Vor allem die Großen haben zuletzt dem konjunkturellen Gegenwind getrotzt, wie die aktuelle Befragungswelle des halbjährlich durchgeführten Mittelstandspanels des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) belegt. Danach konnten in den Jahren 2003 bis 2005 fast 62 Prozent der Industriebetriebe mit mehr als 500 Mitarbeitern Umsatz sowie Beschäftigung steigern und eine Umsatzrendite von mindestens 3 Prozent einfahren. Lediglich in 25 Prozent der großen Industriefirmen ging es wirtschaftlich bergab.Deutlich schwieriger: Jedes zweite Industrieunternehmen, das weniger als 20 Arbeitnehmer beschäftigt, ist zwischen 2003 und 2005 geschrumpft. Von Expansion berichten nur 40 Prozent der befragten Kleinbetriebe.

Ein Grund für die unterschiedlichen Betriebstemperaturen in deutschen Werkhallen findet sich im Ausland: Die großen Industrieunternehmen konnten in den vergangenen Jahren der schwächelnden Inlandsnachfrage zumindest teilweise entkommen, indem sie außerhalb Deutschlands gute Geschäfte gemacht haben. Die Mittelständler, und hier gerade die kleinen Firmen, sind dagegen stärker auf den deutschen Markt angewiesen. Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten beispielsweise erzielen im Schnitt lediglich ein Viertel ihres Umsatzes jenseits der Landesgrenzen. Bei den Betrieben mit mehr als 500 Arbeitnehmern sorgen die Exporte dagegen für rund die Hälfte der Einnahmen.

Wie wichtig der Weltmarkt für das Wohl und Wehe der Industrie ist, bestätigt auch das BDI-Panel. So sagten 53 Prozent der Firmen, die im Ausland Geschäfte machen, dass zwischen 2003 und 2005 Beschäftigung und Umsatz zunahmen und die Rendite bei über 3 Prozent lag. Solche Erfolge konnten von den Betrieben, deren Kunden ausschließlich in Deutschland sitzen, nur 37 Prozent erzielen. Und die Bedeutung der Exporte wird trotz anziehender Binnenkonjunktur kaum abnehmen:

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Ein knappes Drittel der Betriebe, die im Ausland aktiv sind, rechnet mit besseren Geschäften in der Zukunft – nicht mal ein Fünftel geht von schlechteren Betriebszahlen aus.
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Genau umgekehrt sieht es bei den Firmen aus, die sich voll auf Deutschland konzentrieren: Ein Sechstel kalkuliert mit steigenden Umsatz- und Beschäftigtenzahlen, während ein Drittel düstere Zeiten auf sich zukommen sieht.

Egal, wo die Kunden herkommen, ob aus dem In- oder Ausland: Mit billigen Massenprodukten können die deutschen Firmen längst nicht mehr punkten. So waren von den Unternehmen, die versuchten, in ihrer Branche der kostengünstigste Hersteller zu sein, lediglich 20 Prozent erfolgreich. Fast 78 Prozent mussten dagegen zwischen 2003 und 2005 in Sachen Umsatz, Beschäftigung und Rendite Federn lassen. Der Industrie am Hochlohnstandort Deutschland bleibt daher nur die Flucht nach vorne:

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Nischen suchen
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Gerade im deutschen Mittelstand gelten viele Firmen als „Hidden Champions“, die in einem engem Marktsegment international führend sind. Für die wendigen und innovativen Mittelständler zahlt sich eine solche Spezialisierung oft aus: Knapp 46 Prozent der Unternehmen, die eine Nischenstrategie verfolgen, sind zwischen 2003 und 2005 gewachsen. Allerdings klagten auch 38 Prozent über rückläufige Geschäfte in
den Krisenjahren.

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Produkte diversifizieren
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„Das Model T können sie in jeder Farbe haben, sofern sie schwarz ist“, soll Henry Ford einst gesagt haben. Heute ist der Spruch in jeder Hinsicht von gestern, denn die Unternehmen müssen stärker auf Kundenwünsche eingehen und mit den gleichen Maschinen unterschiedliche Produktvarianten herstellen. Die mittelständischen Firmen haben hier Vorteile, da sie ohnehin nicht mit großen Stückzahlen kalkulieren können.

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Entwicklung vorantreiben
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Die hohen Preise deutscher Produkte lassen sich nur mit guter Qualität und innovativen Lösungen rechtfertigen. Umso bedenklicher ist es daher, dass die Innovationsleistungen der kleinen und mittleren Betriebe immer mehr nachlassen. Im Jahr 1997 entfielen noch 15 Prozent aller Ausgaben der deutschen Wirtschaft für Forschung und Entwicklung auf den Mittelstand, die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2003 weisen dagegen nur noch einen Anteil von 12 Prozent aus.

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Service bieten
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Ein gutes Produkt reicht heute nicht mehr aus. Die Kunden erwarten darüber hinaus Dienstleistungen, angefangen bei Vor-Ort-Beratung über Wartung bis hin zur Schulung des Personals – und das im Werk in Chemnitz genauso wie in China. Solche Rundumsorglos-Pakete zählen zu den großen Stärken der deutschen Industrie: Gut 33 Prozent der Unternehmen sagen, dass sie in puncto Beratung und Service der ausländischen Konkurrenz stark überlegen sind. Weitere 50 Prozent halten sich zumindest für besser als die Wettbewerber im Ausland.

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Luxus produzieren
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Bei hochwertigen Gütern und Luxuswaren sind die Gewinnmargen meist deutlich höher als im umkämpften Massenmarkt. Dies gilt für Anbieter von Schmuck und Mode, aber auch für Hersteller von Möbeln, Küchen, exquisiten Lebensmitteln oder Haushaltsgeräten. Für solche komplexen Erfolgsstrategien braucht die deutsche Industrie gut ausgebildete, motivierte Mitarbeiter. Die zu finden, ist momentan aber gar nicht so leicht, weil viele Unternehmen zur gleichen Zeit neues Personal einstellen möchten: Im Herbst 2006 hatten 60 Prozent der Industriebetriebe Probleme, freie Stellen zu besetzen – 2003 klagte darüber lediglich ein Drittel.

Die großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern haben vor allem Schwierigkeiten, Hochschulabsolventen anzuheuern. Die kleineren Betriebe leiden dagegen eher unter dem Fachkräftemangel. Im Herbst 2006 sagten 38 Prozent der Mittelständler, dass es bei ihnen mit dem Erfolg bei der Suche nach Fachkräften hapert.

Gefragt nach dem Grund, erklärten 80 Prozent der Unternehmen, die von Problemen berichten, dass die Bewerber nicht die nötigen Qualifikationen mitbrächten. Gerade bei der Besetzung von Fachkräftejobs ist mangelndes Know-how das größte Hindernis. Auf weitere 50 Prozent der Betriebe wirken die Bewerber unmotiviert. Und 40 Prozent haben Probleme, einen Job zu vergeben, weil die Kandidaten zu hohe Lohnforderungen stellen. Vor allem Geringqualifizierte und Hochschulabsolventen gehen nach Aussage vieler Personalverantwortlicher mit überzogenen Gehaltsvorstellungen in das Bewerbungsgespräch.
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