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Fachartikel, 19.10.2007
Deutsche Bauwirtschaft
Das Tal der Tränen ist durchschritten
­In den vergangenen zehn Jahren hatte die deutsche Bauwirtschaft im wahrsten Sinn des Wortes „schwer zu tragen“. Dennoch waren die Investitionen in Mörtel, Ziegel und Co. im Jahr 2006 in keinem europäischen Land höher als in Deutschland.
Nach einem Jahrzehnt fortlaufender Krisen in der Bauwirtschaft betrug der Zuwachs bei den Investitionen für neue Wohnhäuser, Bürogebäude und Straßen im Jahr 2006 in Deutschland preisbereinigt 4,3 Prozent. Erst 2005 hatte die Branche die Talsohle durchschritten. Diese Erholung ist zum Teil Sondereffekten zu verdanken – wie der Abschaffung der Eigenheimzulage und vorgezogenen Arbeiten wegen der Mehrwertsteuererhöhung zum Jahreswechsel 2006/2007. Aber auch aus anderen Gründen gingen es wieder aufwärts:
  1. Der private Wohnungsbau hat wieder an Dynamik gewonnen. Denn mit dem positiven Trend am Arbeitsmarkt sind auch die Einkommen gestiegen.
  2. Der Wirtschaftsbau profitiert von den Erweiterungs- und Modernisierungen deutscher Unternehmen. Sie brauchen größere Kapazitäten, um die steigende Nachfrage zu bedienen.
  3. Der öffentliche Bau wurde durch die bessere Finanzlage der Kommunen angekurbelt. An Straßen, Schulen und Co. war zuletzt kräftig gespart worden.

Über den Zeitraum einer ganzen Dekade hindurch kannte die deutsche Bauwirtschaft nur eine Richtung – abwärts: Die Investitionen gingen stark zurück. Denn nach dem Wiedervereinigungsboom schossen in Ostdeutschland Häuser und neue Infrastruktur nicht mehr wie Pilze aus dem Boden. Und in Westdeutschland litt die Branche sogar unter einer allgemeinen Krise.Das erklärt, warum die preisbereinigten Bauinvestitionen im vergangenen Jahr noch um ein Fünftel geringer waren als auf ihrem Höchststand im Jahr 1994.

Die lange Flaute für Kräne, Bagger und Lader hat es aber nicht geschafft, die Bundesrepublik vom europäischen Thron zu stoßen. In keinem anderen europäischen Land wurde im Jahr 2006 mehr in Gebäude investiert als in Deutschland:

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Mit 216 Milliarden Euro entfielen im vergangenen Jahr gut 18 Prozent aller europäischen Ausgaben in der Branche auf Deutschland. Die Bautätigkeit zwischen Nordsee und Alpen lag damit um 30 Milliarden Euro vor dem zweitplatzierten Spanien und um 50 Milliarden Euro vor Großbritannien.
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Gerade Spanien hat aber in den zurückliegenden Jahren kräftig zugelegt: Zwischen 2000 und 2006 stiegen dort die realen Bauinvestitionen jährlich um etwa 5 Prozent. Das liegt vor allem am hohen Bedarf an neuen Wohnungen. Dagegen fiel der europäische Durchschnitt mit gut 1,5 Prozent Zuwachs geradezu mager aus. Hierzulande verzeichnete man im Schnitt sogar einen Rückgang um 2,5 Prozent jährlich.

Dass Deutschland trotzdem eine dominante Position bei den Ausgaben für Gemauertes und Asphaltiertes einnimmt, erklärt sich aus der Tatsache, dass es mit Blick auf die Zahl der Einwohner und die Wirtschaftsleistung das größte Land in Europa ist. Aus diesem Grund stellt es die aufgewendeten Summen kleiner Länder selbst nach einer Krise noch leicht in den Schatten.

Die fünf größten Bauländer tätigten im Jahr 2006 über 72 Prozent der gesamten europäischen Bauinvestitionen von knapp 1.200 Milliarden Euro. Dagegen steckten die drei baltischen Staaten zusammen nur sieben Milliarden Euro in derartige Projekte. Das ist lediglich ein halbes Prozent des europäischen Baumarktes. Auch Schweden kommt mit 21 Milliarden Euro nur auf 1,75 Prozent des europäischen oder rund ein Zehntel des deutschen Volumens.

Die absolute Höhe der Aufwendungen ist das eine, die Bedeutung der Baubranche für das jeweilige Land das andere. Hier relativiert sich die deutsche Spitzenposition. So machten die Bauinvestitionen im Jahr 2006 in Ländern wie Spanien und Irland ein stolzes Fünftel des Bruttoinlandsprodukts aus. Im Baltikum belief sich der Anteil immerhin auf rund ein Siebtel der gesamtwirtschaftlichen Leistung. Für die deutsche Wirtschaft ist die Bautätigkeit zwar nicht derart relevant – mit einem Anteil von 9,4 Prozent hat sie dennoch Gewicht. Nach der Wiedervereinigung, also in Aufbaujahren, wie sie derzeit auch Spanien und Irland erleben, trug der Bau in der Bundesrepublik sogar schon mal 14,5 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.

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