Fachartikel, 22.06.2009
Perspektive Mittelstand
ABC-Analyse
Den richtigen Fokus setzen und zielgerichtet planen
Sei es im Vertrieb und Marketing, in der Produktentwicklung oder im Bereich Beschaffung - fortwährend sind Unternehmer, Fach- und Führungskräfte bei verschiedensten betriebswirtschaftlichen Sachverhalten mit der Notwendigkeit konfrontiert, aufgrund begrenzt vorhandener Ressourcen Prioritäten setzen müssen. Das Instrument der ABC-Analyse kann hierbei helfen, „Wichtiges“ von „Unwichtigem“ zu trennen.
Die ABC-Analyse ein Analyseinstrument zur Priorisierung von Untersuchungsgegenständen. Dabei werden die Untersuchungsgegenstände nach ihrer Bedeutung für ein Gesamtergebnis oder für eine Zielerreichung in absteigender Reihenfolge angeordnet und klassifiziert. Untersuchungsgegenstände können z.B. Problemstrukturen, Maßnahmen, Lieferanten, Zukaufteile, Produkte, Produktgruppen, Kunden, Kundengruppen oder Verkaufsgebiete sein.

Die Untersuchungsgegenstände werden folgenden Klassen zugeordnet:

  • Klasse A: Hohe Bedeutung: Eine relativ geringe Anzahl von Untersuchungsgegenständen trägt zu einem hohen Anteil zum Gesamtergebnis bzw. zur Zielerreichung bei.
  • Klasse B: Mittlere Bedeutung: Die Gruppe dieser Untersuchungsgegenstände trägt in etwa proportional zum Gesamtergebnis bzw. zur Zielerreichung bei.
  • Klasse C: Geringe Bedeutung: Hier trägt eine relativ große Anzahl von Untersuchungsgegenständen zu einem nur geringen Anteil zum Gesamtergebnis bzw. zur Zielerreichung bei.

Der Grundgedanke der ABC-Analyse besteht darin, die Aufmerksamkeit auf jene Untersuchungsgegenstände zu lenken, die maßgeblich zum Gesamtergebnis beitragen bzw. die Zielerreichung in hohem Maße beeinflussen. Auf der Grundlage der Analyseergebnisse können Sie Maßnahmen zielgerichteter planen und strategischer einsetzen.

Mögliche Einsatzfelder für eine ABC-Analyse

Die ABC-Analyse können Sie in verschiedensten Bereichen im Unternehmen anwenden, so z.B.

  • in der Beschaffung und Materialwirtschaft: Hier dient sie einerseits der Analyse der wichtigen Lieferanten (Lieferantenbewertung) für Ihr Unternehmen und andererseits der Ermittlung der Materialien oder Teile, die Sie regelmäßig in größeren Mengen beziehen.
  • in der Produktion: Mithilfe der ABC-Analyse können Sie z.B. Fertigungsbereiche oder Anlagen mit den höchsten Ausfallzeiten oder Ausschussraten oder aber mit den meisten Engpasssituationen identifizieren.
  • im Vertrieb: Hier dient Ihnen die ABC-Analyse dazu herauszufinden, welche Kunden, Kundengruppen, Produkte, Produktgruppen oder Verkaufsgebiete am stärksten zum Umsatz Ihres Unternehmens beitragen.
  • in der Produktentwicklung: Mithilfe der ABC-Analyse kann es Ihnen gelingen, die gängigen Produkte zu identifizieren, auf deren Entwicklung bzw. Weiterentwicklung sich Ihr Unternehmen konzentrieren sollte. Die nichtgängigen Produkte sollten Sie aus dem Lieferprogramm eliminieren.
  • • im Hinblick auf den kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP): Eine ABC-Analyse bietet die Möglichkeit, jene Verbesserungsmaßnahmen zu identifizieren, die die stärksten Auswirkungen haben.
  • • im Projektmanagement: Schließlich lässt sich die ABC-Analyse in Ihrem Unternehmen zur Klassifizierung in Groß-, mittlere und Kleinprojekte einsetzen.

So führen Sie eine ABC-Analyse durch

Bei der Durchführung der ABC-Analyse sollten Sie in folgenden vier Schritten vorgehen:

  1. Legen Sie fest, welche Untersuchungsgegenstände Sie ordnen möchten.
  2. Bestimmen Sie Kriterien, die darüber entscheiden, wie die Untersuchungsgegenstände geordnet werden sollen. So können Sie Lieferanten z.B. nach ihren Bezugskosten oder ihrer Lieferqualität ordnen. Kunden lassen sich nach ihrem Umsatz oder aber nach ihrer Bestellmenge klassifizieren. Artikel können Sie nach ihrem Wert, ihrer Lagermenge, ihrer Entnahmehäufigkeit oder nach ihrer Umschlagshäufigkeit ordnen. 
  3. In einem nächsten Schritt legen Sie die Klassengrenzen fest, damit Sie die Untersuchungsobjekte eindeutig zuordnen können. 
  4. Schließlich bilden Sie drei Klassen (A, B, C) und ordnen diesen die Untersuchungsobjekte zu.

Die Durchführung der ABC-Analyse soll anhand des folgenden Beispiels aus der Materialwirtschaft verdeutlicht werden:

In einem Fertigungsunternehmen wird im Rahmen einer Lieferantenbewertung eine Analyse in Auftrag gegeben, welche Lieferanten einen über- bzw. unterproportionalen Anteil am Einkaufsvolumen tragen. Ziel ist es, die Beschaffungsstruktur zu optimieren und die Einkaufskonditionen zu verbessern.

1. Schritt: Die Lieferanten des Unternehmens werden als Untersuchungsobjekte festgelegt. Momentan bezieht das Unternehmen seine Vorprodukte von 15 Lieferanten.

2. Schritt: Als Kriterium zur Klassifizierung der Lieferanten sollen die Einkaufskosten herangezogen werden. Bei den einzelnen Lieferanten entstehen jährlich folgende Einkaufskosten:

3. Schritt: In einem nächsten Schritt werden die Lieferanten in absteigender Form nach Einkaufskosten sortiert und kumuliert. Danach erfolgt die Festlegung der Klassengrenzen, wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich wird (die Klassengrenzen sind rot markiert. Die Ungenauigkeiten in Klasse C sind auf Rundungen zurückzuführen):

4. Schritt: In einem letzten Schritt werden die folgenden Lieferantenklassen bestimmt:

  • Lieferantengruppe A:  Lieferanten (in %)=40; Bezugskosten (in %)=79
  • Lieferantengruppe B:  Lieferanten (in %)=33; Bezugskosten (in %)=16
  • Lieferantengruppe C:  Lieferanten (in %)=27; Bezugskosten (in %)=5

Als strategische Schlussfolgerung kann hier gezogen werden, dass das Unternehmen mit den A-Lieferanten die Zusammenarbeit intensivieren und versuchen wird, bessere Einkaufskonditionen auszuhandeln. Allerdings sollten die B- und C-Lieferanten nicht gänzlich vernachlässigt werden.

Was ist die Pareto-Verteilung?

Die vom italienischen Ökonomen Vilfredo Frederico Pareto (1848-1923) abgeleitete Pareto-Verteilung beschreibt eine Gesetzmäßigkeit, die bei vielen betriebswirtschaftlichen Problemstellungen und Sachverhalten zu beobachten ist: So trägt in einer Menge von Untersuchungsgegenständen eine kleine Anzahl – etwa 20% - sehr viel zum Gesamtwert bei, während der überwiegende Teil der Untersuchungsgegenstände – etwa 80% - nur sehr wenig zum Gesamtwert beisteuert.

Wie ist die ABC-Analyse zu bewerten?

Die ABC-Analyse ist ein einfaches Instrument, das von Mitarbeitern ohne besondere Vorkenntnisse angewendet werden kann. Es ermöglicht eine übersichtliche, graphische Darstellung von Ergebnissen. Durch die Einschränkung der Analyse auf die maßgeblichen Untersuchungsgegenstände kann die ABC-Analyse auch bei komplexen Problemstellungen mit einem vertretbaren Aufwand durchgeführt werden.

Nachteilig wirkt sich aus, dass die Klasseneinteilung oftmals sehr grob ist. Daher dient die ABC-Analyse nicht selten nur einer Vorauswahl von Untersuchungsgegenständen, die dann in weiteren Schritten tiefer zu analysieren sind.

Eine wichtige Voraussetzung zur Anwendbarkeit der ABC-Analyse ist eine valide Datenbasis. Es müssen also die entsprechenden Daten im Unternehmen erhoben werden. Weitere Nachteile bestehen darin, dass eine einseitige Ausrichtung auf ein Kriterium erfolgt und keine qualitativen Faktoren berücksichtigt werden.

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