Mehr als 66 Prozent der Unternehmen, die Open Source-Software einsetzen, nutzen diese oder ähnliche Anwendungen. Open Source-Software (OSS) ist Software, die über einen offenen Quellcode verfügt und somit individuell angepasst werden kann, und die beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden darf. An zweiter Stelle liegen mit 50 Prozent Open Source-Serverbetriebssysteme, gefolgt von Bürosoftware, die 35 Prozent der baden-württembergischen Unternehmen nutzen. In den Gebieten Softwareentwicklung (13 Prozent), Multimedia (12 Prozent) und E-Business (7 Prozent) werden OSS-Produkte dagegen selten eingesetzt. Dies zeigt die repräsentative FAZIT-Unternehmensbefragung, die das ZEW im ersten Halbjahr 2005 in Baden-Württemberg durchgeführt hat.

An der Umfrage beteiligten sich rund 600 Unternehmen in Baden-Württemberg. Befragt wurden Unternehmen des IT- und Mediensektors (Software, DVDienstleistungen, IT- und Medienhardware, Telekommunikation, Audiovisuelle Medien, Druck und Verlage, Werbung und Marktkommunikation sowie Inhalte-Dienstleister) sowie Unternehmen anderer Branchen, die IT- und Medientechnologien anwenden (Chemie, Maschinenbau, Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Automobil, Verkehr, Bank und Versicherungsgewerbe, Forschung und Entwicklung sowie technische Dienstleister).

Insgesamt 19 Prozent der badenwürttembergischen Unternehmen aus dem IT- und Mediensektor sowie aus ausgewählten Anwenderbranchen von IT- und Medientechnologien nutzen OSS. Während allerdings nur etwas weniger als 14 Prozent der Unternehmen, die den Anwenderbranchen zuzurechnen sind, OSS einsetzen, ist die Verbreitung im IT und Mediensektor mit fast 26 Prozent wesentlich größer. In fast allen Bereichen nutzen die Unternehmen des IT und Mediensektors OSS stärker als Unternehmen der Anwenderbranchen.

Besonders deutlich sind die Unterschiede auf den Gebieten Multimedia, Softwareentwicklung, E-Business und Datenbanken. Eine relativ stärkere Nutzung bei den Anwenderbranchen besteht nur bei Bürosoftware und Desktopbetriebssystemen.

Große Unternehmen setzen häufiger Open Source-Software ein.

Auch nach der Unternehmensgröße gibt es deutliche Unterschiede in der Nutzung von OSS. Während nur gut 17 Prozent der Unternehmen mit ein bis vier Beschäftigten OSSeinsetzen, liegt der Anteil bei den großen Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten bei 40 Prozent.

Bei kleinen Firmen ist Bürosoftware besonders beliebt, in Großunternehmen kommen Serverbetriebssysteme und Datenbanken häufiger zum Einsatz.

Bei OSS haben viele baden-württembergische Unternehmen ein Informationsdefizit. Fast 27 Prozent aller Unternehmen geben an, über das Thema „gar nicht“ informiert zu sein. Bezieht man zusätzlich die Unternehmen ein, die sich „eher schlecht“ beziehungsweise „schlecht“ über OSS informiert fühlen, ergibt sich ein Wert von fast 77 Prozent.

Im IT- und Mediensektor ist der Anteil der Unternehmen, die über OSS nicht informiert sind, mit 16 Prozent erwartungsgemäß deutlich geringer als bei den Unternehmen der Anwenderbranchen (35 Prozent). Besonders bei Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern besteht ein Informationsbedarf. So liegt bei kleinen Unternehmen der Anteil der Nicht-Informierten bei überdurchschnittlichen 29 Prozent, während lediglich 4 Prozent der Großunternehmen gar nicht über OSS informiert sind.

Das „Forschungsprojekt für aktuelle und zukunftsorientierte IT und Medientechnologien und deren Nutzung in Baden-Württemberg“ (FAZIT) ist ein vom Land Baden-Württemberg gefördertes gemeinnütziges Forschungsprojekt (www.fazit-forschung.de).