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Verband der Vereine Creditreform e. V.
Pressemitteilung

Insolvenzen, Neugründungen und Löschungen, 1. Halbjahr 2006

(PM) , 28.06.2006 - Rückgang der Unternehmensinsolvenzen – Verbraucherinsolvenzen steigen ungebrochen an Im ersten Halbjahr 2006 reduzierte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich um 12,8 Prozent auf 16.700 betroffene Firmen (Vorjahr: 19.150). Die Insolvenzen von Verbrauchern steigen dagegen weiter stark an. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres stellten 43.600 Personen einen Insolvenzantrag, das sind 12.650 Personen oder 40,9 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2005. Die „sonstigen Insolvenzen“, die sich aus ehemals Selbstständigen, überschuldeten Nachlässen, Stiftungen und Vereinen zusammensetzen, legten moderat um 4,5 Prozent auf 16.000 Fälle zu. Die Gesamtinsolvenzen summieren sich innerhalb der ersten sechs Monate des laufenden Jahres auf 76.300, was einem Anstieg um 16,6 Prozent entspricht (Vorjahr: 65.410). Die Creditreform Wirtschaftsforschung rechnet für das Gesamtjahr 2006 mit 32.000 bis 34.000 Unternehmensinsolvenzen und 130.000 bis 140.000 Insolvenzen von Privatpersonen, so dass die Zahl der Gesamtinsolvenzen im Jahr 2006 zwischen 162.000 und 174.000 Fällen liegen würde. Abnahme der Insolvenzen im Osten Die Unternehmensinsolvenzen gehen in den neuen Bundesländern deutlich stärker zurück als in den alten: Während in Westdeutschland eine Verringerung um 10,3 Prozent auf 13.000 betroffene Unternehmen zu verzeichnen ist (1. Halbjahr 2005: 14.500), liegt die Abnahme in Ostdeutschland bei 20,4 Prozent auf 3.700 Unternehmen (1. Halbjahr: 2005: 4.650). Die Verbraucherinsolvenzen nehmen in Ostdeutschland stärker zu als in Westdeutschland: Liegt die Steigerungsrate bei den Verbraucherinsolvenzen in Westdeutschland bei 39,2 Prozent (von 24.000 Insolvenzen im ersten Halbjahr 2005 auf 33.400 im ersten Halbjahr 2006), so sind im Osten 46,8 Prozent mehr Verbraucherinsolvenzen zu zählen. Waren es im 1. Halbjahr 2005 noch 6.950 Fälle, sind es aktuell schon 10.200. Die Gesamtinsolvenzen belaufen sich für Westdeutschland auf 57.700 und für Ostdeutschland auf 18.600 Fälle. Schäden und Arbeitsplatzverluste gehen zurück Die Insolvenzschäden entwickelten sich entsprechend dem Rückgang der Unternehmensinsolvenzen: Waren im vergangenen Jahr noch Forderungen in Höhe von 18,8 Milliarden Euro unerfüllt geblieben, sind es aktuell noch 17,1 Milliarden. Die privaten Forderungen belaufen sich auf 11,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 12,5 Milliarden Euro), der öffentlichen Hand bleiben Schäden von 5,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,3 Milliarden Euro). Auch die Zahl der insolvenzbedrohten Arbeitsplätze ist im Jahresvergleich zurückgegangen. Waren im ersten Halbjahr 2005 noch 269.000 Arbeitnehmer von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen, sind es aktuell noch 234.000. Die durchschnittliche Schadenssumme, die eine Unternehmensinsolvenz verursachte, stieg hingegen leicht an: Beliefen sich die Forderungsverluste pro Insolvenz im vergangenen Jahr noch auf 653.000 Euro, sind es im ersten Halbjahr 2006 677.000 Euro. Besserung bei Bau und Handel Der Blick auf die Insolvenzen nach Hauptwirtschaftsbereichen zeigt eine unterschiedliche Branchenentwicklung: Während die Insolvenzen im Bau und im Handel deutlich zurückgingen (im Bau um 16,8 Prozent auf 3.260 betroffene Betriebe; im Handel sogar um 19,1 Prozent auf 3.390 Unternehmen), nahmen die Insolvenzen in den Bereichen Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen nur unterdurchschnittlich ab. In den Dienstleistungsbereichen schrumpfte das Insolvenzaufkommen um 9,0 Prozent auf 8.180 Fälle, im Verarbeitenden Gewerbe ist ein Rückgang um 8,8 Prozent auf 1.870 Unternehmen zu konstatieren. Die relative Insolvenzbetroffenheit wird errechnet, indem die Zahl der existierenden Betriebe durch die Zahl der Insolvenzen geteilt wird. In Westdeutschland gehen im ersten Halbjahr 2006 von 10.000 Unternehmen durchschnittlich 108 in die Insolvenz, in Ostdeutschland sind es 145. Anteil der Insolvenzen von Klein- und Kleinstbetrieben steigt weiter an Die Mehrheit (75,7 Prozent; Vorjahr: 73,3 Prozent) der insolventen Unternehmen beschäftigt zwischen ein bis fünf Personen. Betriebe mit mehr als 100 Beschäftigten machen nur einen kleinen Teil (0,7 Prozent; Vorjahr 0,8 Prozent) aus. Zugenommen haben auch noch einmal die Insolvenzen von Kleingewerbetreibenden, sie machen mittlerweile 52,4 Prozent (Vorjahr: 49,3 Prozent) des gesamten Insolvenzgeschehens aus. Insolvente GmbHs schlagen mit 33,4 Prozent (Vorjahr: 37,2 Prozent) zu Buche. Kleinstbetriebe mit einem Umsatz von weniger als 100.000 Euro im Jahr machen aktuell 22,1 Prozent des Insolvenzgeschehens in Deutschland aus. Der Anteil erhöhte sich binnen Jahresfrist um 2,8 Prozentpunkte. Weiter abgenommen hat indessen der Anteil der insolventen Unternehmen mit einer Umsatzgrößenklasse von mehr als 50 Millionen Euro. Lediglich 0,1 Prozent der Unternehmensinsolvenzen werden von dieser Größenklasse gestellt. Die Zahl der insolventen Unternehmen, die bereits mehr als zehn Jahre am Markt agieren, steigt weiter an. 34,7 Prozent der in Konkurs geratenen Betriebe sind älter als zehn Jahre. Im ersten Halbjahr 2005 waren es noch 33,3 Prozent. HEROS ist die größte Insolvenz des ersten Halbjahres 2006 Im ersten Halbjahr 2005 machte die Pleite des drittgrößten Baukonzerns, der Walter Bau AG von sich reden. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ist es der Zusammenbruch der HEROS Sicherheitsdienste GmbH, und zwar nicht nur wegen der betroffenen 4.600 Beschäftigten, sondern vor allem wegen der kriminellen Machenschaften der Verantwortlichen, der Aufsehen erregte. Auf den Plätzen zwei und drei des Insolvenzrankings liegen die Georg von Opel GmbH und die Pleite des Fußbodenherstellers Rinol AG. Auf den Plätzen vier und fünf folgen der Goleo-Hersteller NICI AG und die Firma M + S Reinigungs-Service GmbH. Mehr Abmeldungen als Neugründungen In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt 472.700 Unternehmen angemeldet, das entspricht einer Zunahme um 8.500 Betriebe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig erhöhte sich jedoch die Zahl der Abmeldungen stärker – und zwar um 32.600 Fälle auf 396.700. Insbesondere Klein- und Kleinstunternehmen strichen in den vergangenen Monaten die Segel. Ob dieser Trend anhalten wird, hängt vom Erfolg des neuen Instruments zur Förderung arbeitsloser Existenzgründer ab. Ab August 2006 ersetzt der so genannte Gründungszuschuss die bisherigen Instrumente Ich-AG und Über- brückungsgeld. 66.100 neu gegründete Unternehmen sind tatsächlich wirtschaftsaktiv und schufen insgesamt 144.200 neue Arbeitsplätze. Am gründungsstärksten war der Dienstleistungssektor. Weniger Handelsregistereintragungen Trotz der insgesamt steigenden Zahl der Neugründungen, wurden in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres weniger Handelsregistereintragungen vorgenommen als noch vor einem Jahr. So fiel die Zahl der Neueintragungen ins Handelsregister um insgesamt 4,1 Prozent auf 53.200 Fälle. Gestiegen ist dagegen die Zahl der Neugründungen von ausländischen Rechtsformen. Insbesondere die englische Limited erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Um der Flucht in ausländische Rechtsformen zu begegnen, hat das Bundesjustizministerium eine Novelle zur Reform des GmbH-Gesetzes vorgelegt, die unter anderem vorsieht, das Stammkapital der GmbH von vormals 25.000 Euro auf 10.000 Euro herabzusetzen. Ziel ist es, die GmbH für Gründer wieder attraktiver zu machen. Zu bedenken bleibt allerdings, dass damit die Insolvenzanfälligkeit der GmbH weiter zunehmen würde. (7.498 Zeichen) Neuss, 28. Juni 2006
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