Wer in seinem Umfeld ankommt, dessen Wohlwollen, Sympathie und Anerkennung erhält, tut sich leichter. Das liegt an zwei Dingen: Erstens ist das echte Ausmaß Ihrer Kompetenz nicht sichtbar und nur in seltenen Fällen messbar. Zweitens wird sympathischen Menschen von anderen nachweislich wesentlich lieber geholfen, zugearbeitet und geglaubt. Wer durch sein Auftreten sympathisch und zugleich kompetent erscheint, ist ein Juwel.
Ein Juwel glänzt
In unserem Sprachgebrauch ist ein Juwel auch eine Person, die wir besonders schätzen. Ein Juwel glänzt, ist wertvoll und zieht die Blicke auf sich. Dass der erste Eindruck entscheidet, ist wohl jedem geläufig. Dass dieser Eindruck lediglich 150 Millisekunden dauert, schon weniger. In dieser kurzen Zeitspanne wird über Sie geurteilt – ob Sie das wollen oder nicht. In dieser Zeit entscheidet Ihr Gegenüber rigoros, ob es Sie als sympathisch, kompetent, glaubwürdig, interessant aber auch ehrlich oder gefährlich einschätzt. In dieser kurzen Zeit hat er jedoch nicht die Zeit, auf Ihre Worte zu achten. Entscheidend hierbei sind:
Entscheiden wir logisch oder emotional?
Unsere Kommunikation baut häufig auf rationale Argumentation und Logik auf. Tatsächlich entscheiden wir zu 100 Prozent emotional, selbst bei sehr rational erscheinenden Themen. Das liegt daran, dass die Argumente nur der Entscheidungsvorbereitung dienen. Die Fülle der Pro- und Contra-Informationen, die wir normalerweise bekommen, machen eine Entscheidung nur schwieriger. Es entsteht jedoch ein Gefühl aufgrund dessen wir dann die Entscheidung treffen. Bei Präsentationen, Verhandlungen und Besprechungen spielt dabei ein gewaltiges Gewicht die Persönlichkeit des Redners. Wirkt er durch sein Auftreten glaubwürdig, überzeugt und kompetent, vertrauen wir ihm und lassen uns leichter überzeugen.
Ein Juwel schafft es so, die Menschen für sich und seine Ziele zu gewinnen. Das Gegenteil wäre ein Kiesel: Im Fluss des Lebens von vielen anderen Kieseln mitgeschleift, rundgeschliffen und am Ende vielleicht zu einem Sandkorn zermahlen. Doch warum sind die meisten eher Kiesel als Juwelen? Weil es leichter ist und weil viele Kiesel Angst davor haben, sich zu verändern. Sie glauben offensichtlich, dann nicht mehr sie selbst zu sein, an Authentizität zu verlieren.
Professionelle Authentizität
Viele verstehen unter Authentizität so zu sein, wie sie sind. Das entspricht auch in etwa der Definition. Wer so ist, wie er ist, kann damit durchaus erfolgreich sein. Doch bei den meisten reicht das Verhalten nicht aus, weiter zu kommen, als sie heute schon sind. Wer höhere Führungspositionen anstrebt und damit automatisch mehr Überzeugungskraft, Management- und Führungskompetenz braucht, braucht ein Verhalten das vor allem zwei Kriterien erfüllt: Erstens muss es der Rolle und den Erwartungen des Umfelds entsprechend Selbstbewusstsein, Glaubwürdigkeit und Kompetenz vermitteln. Es muss dabei zweitens absolut authentisch wirken. Ich habe dafür den Begriff der „professionellen Authentizität“ kreiert. Die natürliche Authentizität reicht eben oft nicht aus, das erste Kriterium zu erfüllen. Ein antrainiertes Verhalten, das nicht der Persönlichkeit entspricht, oder noch nicht in sich stimmig wirkt, erfüllt dagegen das zweite Kriterium nicht.
Wirkung muss erarbeitet werden
Und genau vor diesem nicht stimmig wirkenden Verhalten hat manch Kiesel Angst. Er kann sich zunächst nicht vorstellen, in diesem neuen Verhalten je authentisch zu wirken. Zugegeben, leicht ist es nicht, ein Juwel zu werden. Denn unser Verhalten ist weitgehend bestimmt durch Gewohnheiten. Wie Sie sitzen, stehen, sprechen, essen, selbst wie Sie denken, folgt Gewohnheiten. Neues Verhalten dagegen wirkt holprig und eben antrainiert. Dazu kommt noch etwas: Wenn Sie sich beispielsweise vornehmen, bei der nächsten Präsentation die Hand nicht mehr in die Hosentasche zu stecken oder einfach nur ruhiger zu stehen, werden Sie dies bei der Präsentation ziemlich sicher vergessen. Sie sind ja auch mit Ihren Inhalten beschäftigt.
Der bessere Weg ist, neues Verhalten so lange zu trainieren, bis es zur Gewohnheit wird. Dann nämlich setzen Sie es auch bei Situationen automatisch ein, bei denen Sie nicht bewusst daran denken können. Und in diesem Moment wirkt es auch authentisch. Das ist das ganze Geheimnis der professionell-authentischen Wirkung eines Juwels.