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Fachartikel, 17.03.2009
Die Apokalyptiker
Veränderungen nicht beklagen, sondern meistern
Drängenden Zukunftsfragen stehen oft mentale Blockaden entgegen. Häufig reagieren wir auf sie mit Pessimismus, Gejammer und regelrechter Angst. Von Experten und Medien, die mit populistischen Untergangsszenarien für Aufregung sorgen, wird diese Angst in vielen Fällen noch geschürt. Doch mit der richtigen Einstellung lassen sich aus Krisen hervorragende Chancen und neue Märkte entwickeln.
Gerade aktuell scheint Deutschland von regelrechten Angstschüben geplagt. Der Tiefenpsychologe Stephan Grünewald und seine Mitarbeiter haben mehr als 20.000 Deutsche auf die Couch gelegt, ihre Seelennot vernommen und fachmännisch interpretiert. Sie kommen zu dem Schluss: Die Deutschen sind überfordert, irritiert und ängstlich. Sie haben Angst vor dem Jahrtausend. Sie spüren den Umbruch und den Veränderungsdruck. Sinnbild hierfür sind die zusammensackenden Türme des 11. September. Auch bei uns scheint ja so einiges zusammenzusacken, der Wirtschaftsstandort Deutschland scheint bedroht, der Staat soll bald bankrott sein und unser Bildungssystem nicht konkurrenzfähig. In dieser Lage werden Orientierung und Perspektive zwar sehnsüchtig gewünscht, können aber nirgendwo ausgemacht werden.

Die Lobby des Untergangs

Unterstützt und angeheizt wird die Angst durch eine Lobby des Untergangs, die ihren Pessimismus und ihre Apokalypse-Visionen lautstark und prominent zu Gehör bringt. Die Phalanx der Untergangs-Lobby wird gebildet von alarmschlagenden Intellektuellen (Was wäre eine öffentliche Debatte ohne den moralisierenden Oberlehrer Günter Grass?), Attac, Greenpeace & Co., die ihr Angst-Thema auf der Tagesordnung halten wollen und halten müssen, einer popularisierenden Wissenschaft, die sich auf der Welle des Angst-Themas aus der akademischen Nische freizuschwimmen versucht, einer Medienmaschinerie, die Angst-Themen immer gerne aufgreift, denn Angst-Schocker bringen Auflage bzw. Quote. Das Glas ist daher zumeist halb leer, fast nie halb voll. (Eine Ausnahme erwähnen wir gerne. In der Juli-Ausgabe 2008 berichtet der Fokus über Weltuntergangsmythen und lässt bekennende Zukunftsoptimisten, hierunter den führenden Trendforscher Matthias Horx, zu Wort kommen.)

Gemeinsam stimmen sie in immer neuen Varianten die Melodien des „Immer schlimmer“ und „Eigentlich zu spät“ an. Wie diese Angstfabrik funktioniert und welcher Realitätsgehalt oftmals dahinter steckt, zeigen wir am besten an einem Fallbeispiel. Dabei geht es um eines der Lieblinge der Deutschen, nämlich ihr Auto, und die Angst vor der Invasion der Chinesen.

Hilfe! Die Chinesen kommen!

Die Chinesen kommen! So hallte es im Jahr 2007 quer durch alle Gazetten und Fachblätter. Gemeint ist der Versuch chinesischer Automobilhersteller, den Sprung auf den deutschen Markt zu machen. Viel ist da von Angriff und Überrollen die Rede, gar wird die „Gelbe Gefahr“, ein Feindbild vergangener Zeiten, beschworen.

Begleitet wird dieser Warnruf von Marktforschungsstudien, die großes Kaufinteresse bei Pkw-Fahrern erkennen. 15 Prozent der Autokunden sollen sich grundsätzlich vorstellen können, ein Auto aus China zu kaufen. 11 Prozent der Autokunden sollen gar schon innerhalb der nächsten 12 Monate überlegen, ein Billigauto zu erwerben. Davon bevorzugt jeder Vierte ein Auto aus China. Aus dem Stand kämen chinesische Automobilhersteller damit auf beachtliche Zulassungszahlen, die viele etablierte Hersteller nur neidisch machen können. Auch Automobilexperten melden sich zu Wort, die die etablierten Hersteller in großer Bedrängnis, gar auf einem Crashkurs sehen. Die ersten chinesischen Autos seien weggegangen wie „warme Semmeln“. Wenn die Chinesen weiter an der Fahrzeugqualität arbeiteten und ihr Image aufpolierten, ginge es den etablierten Marktteilnehmern an den Kragen.

„Die gelbe Gefahr“ und was davon bleibt

Medien und Experten bauen hier ein Angstszenario auf, das folgende angstauslösende Komponenten umfasst: Zunächst wird eine Bedrohung ausgemacht, die tiefverwurzelte Ängste, die „Gelbe Gefahr“, aktiviert. Die deutschen Anbieter, überhaupt die westliche Welt erscheinen relativ wehrlos, die Chinesen haben eher leichtes Spiel. Hinzu kommt noch, dass die Chinesen als Falschspieler porträtiert werden, die sich unlauterer Methoden bedienen. Sie treten als Plagiatoren unserer deutschen Technik und Entwicklungsarbeit auf. Kein Wunder also, dass der Untergang am nicht allzu fernen Horizont droht.

Und die Fakten zeigen, dass den meisten deutschen Pkw-Fahrern die chinesischen Angebote relativ unbekannt sind. In einer repräsentativen Studie der ABH-Unternehmensberatung wurden bundesweit rund 1.000 Pkw-Fahrer befragt mit einem erstaunlichen Ergebnis: Die Marke „Brilliance“ ist weniger als jedem 10 bekannt – die Modellpalette kennt kaum einer. In punkto Sicherheit geht das Vertrauen der deutschen gegen Null. Dementsprechend ist auch das Kaufinteresse in Deutschland bescheiden und die anvisierten Verkaufszahlen wurden bei weitem nicht erreicht. Viel Lärm um nichts also? Ein reiner „Chinakracher““! Das Billigauto der Marke Dacia, kein Chinese übrigens, sondern ein Rumäne, hat vorgemacht, was mit Billigautos zu erreichen ist und aus dem Stand fast 1% Marktanteil in Deutschland erreicht. Qualität und Vertrieb stimmen hier (hinter den Rumänen steht Renault).

Fakt ist: Das Potential fürs Billigauto ist da, die Chinesen, Inder oder wer auch immer werden kommen und versuchen dieses abzuschöpfen. Aber nicht sofort und die etablierten Hersteller sind nicht wehrlos den Angriffen ausgesetzt. Bis zur Entscheidungsschlacht können sie sich rüsten und Konterstrategien entwickeln. Also keine Angst vorm Billigauto.

Immer beweglich bleiben

Ein weiteres Hindernis für die effektive Beschäftigung mit der Zukunft ist Unbeweglichkeit. Von Unbeweglichkeit im Denken sprechen wir, wenn konsequent der eingezäunte Pfad weiterverfolgt wird, ohne nach links oder rechts zu sehen, wenn Branchenregeln unhinterfragt postuliert und weitergegeben werden.

Die alten Hasen in einer Branche haben ihre Lektion gelernt. Sie wissen, wie die Branche tickt. Unterstützt und gestärkt wird die Branchenweisheit durch den Erfolg. Der Erfolg bestätigt, dass die Regeln und deren Befolgung richtig und vernünftig sind. Warum also neue Wege beschreiten und mal Querdenken?

Kompetenz und Erfahrung – das soll nicht in Abrede gestellt werden – ist wichtig. Doch gefangen in der Kompetenzfalle wird schnell der Spurt durch die Endlosschleife genommen, immer wieder das gleiche gedacht und getan. Ändert sich aber das relevante Umfeld verlieren die lang bewährten Branchenweisheiten ihre Wirksamkeit oder wirken sogar kontraproduktiv.

Wie aber kann man vermeiden, dass man früher oder später in der Kompetenz- bzw. Erfolgsfalle festsitzt? Hören wir auf Robert I. Sutton, den amerikanischen Management-Professor :“Vergessen Sie die Vergangenheit, versuchen Sie, Altbekanntes auf neue Weise zu sehen, und steigern Sie die Vielfalt an Ansichten, Stimmen und Ideen in Ihrem Unternehmen.“

Klingt gut. Aber wie lässt sich dies im Unternehmensalltag bewerkstelligen? Wissen wir doch alle, wie hartnäckig und dominant die Vergangenheit häufig ist. Bisweilen arbeiten wir ja auch selbst daran, ihre Vorherrschaft zu verteidigen, wenn dies zu unserem Vorteil zu sein scheint. Robert I. Sutton hat hierfür seine „11 ½ schrägen Ideen, die funktionieren“ entwickelt. Die „Schrägen Ideen“ sind durch Forschung und Erfolgsbeispiele gestützt. Aber Sutton formuliert sie durchaus mit ironischer Distanz. Wenn Sie die Ideen näher in Augenschein nehmen, wissen Sie auch warum. Er begreift seine Ideen als „Spielzeuge“ zum Ausprobieren und Experimentieren, um die Beweglichkeit jenseits der konventionellen Branchenweisheiten zu gewährleisten.

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Publikationshinweis
Trends erkennen - Zukunft gestalten

Trends und Entwicklungen sind schnell ausgemacht! Doch wie wirken sich diese aber auf mein Unternehmen aus? Wie kann man dieses Zukunftswissen in Markterfolg wandeln? Dieses Buch ist mehr als der berüchtigte Blick in die Kristallkugel. Es verdeutlicht die wichtigsten Trends der Zukunft und zeigt wie Sie die Weichen stellen müssen, um Chancen optimal zu verwerten.

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