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Fachartikel, 15.11.2007
E-Commerce und E-Business
Corporate Weblogs – die neue Disziplin im Marketing
Haben Sie schon mal im Internet "gebloggt", in einem Weblog etwas gelesen oder kommentiert? Oder betreiben Sie gar mittlerweile selbst ein eigenes Weblog? Falls nicht, spricht einiges dafür, sich mit dem Thema zu befassen. Nicht umsonst betreiben inzwischen die meisten großen deutschen Unternehmen eigene so genannte Corporate Weblogs. Im Hinblick auf den Marketing- und Kommunikationsmix sieht sie manch Experte mittlerweile als wichtige Disziplin.
Für alle, die sich fragen: Was genau ist denn ein Weblog? Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein „Log“ (englisch für "Tagebuch") im Web, also ein Tagebuch im Internet. Die ersten Weblogs, oftmals auch nur kurz „Blogs“ genannt, tauchten Mitte der 1990er Jahre auf, und waren nichts anderes als Online-Tagebücher, also Webseiten, auf denen Internetnutzer periodisch Einträge über ihr eigenes Leben machten, z.B. in Form von Reiseberichten.

Vom Grundgedanken her entsprechen Weblogs in gewisser Hinsicht einem Forum, wobei der Aufbau und die Informations- bzw. Navigationsstruktur von dem eines klassischen Forums abweichen. Der Hauptunterschied: Besucher eines Weblogs können die Einträge des Blog-Betreibers „lediglich“ kommentieren, im Allgemeinen jedoch keine eigenen Themen positionieren. Im Gegensatz zum sachorientierten Forum steht somit im Blog vor allem der Autor, das heißt die verfassende Person, im Vordergrund.

Die Technik

Die Leit- bzw. Hauptbeiträge im Weblog werden stets vom Betreiber oder/und einem (festen) Autorenteam verfasst. Typisch für Weblogs ist, dass die Einträge umgekehrt chronologisch sortiert werden. Das heißt, die neuesten Beiträge finden sich in einem Blog ganz oben. Ältere Beiträge werden zum Beispiel auf weiteren Seiten angezeigt oder in Archiven aufgelistet.

Im Rahmen der Veröffentlichung können die Beiträge unterschiedlichen Themengebieten zugeordnet werden. Das erleichtert die Navigation und Suche für die Besucher, die sich nur für spezielle Inhalte, nicht aber für den gesamten Weblog interessieren. Jeder Eintrag kann mit einer bestimmten Adresse (URL) aufgerufen werden. Dadurch können einzelne Beiträge auf anderen Webseiten verlinkt werden. Jeder Beitrag hat also einen permanenten Link.

Dass Besucher eines Weblogs keine eigenen Beiträge einstellen, sondern sich lediglich zu den bereits vorhandenen äußern können, hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt unter anderem, dass dadurch der Betreiber die Themen klar vorgeben und somit eine einheitliche Struktur sicherstellen kann. Damit ist ein Weblog zwar nicht sonderlich flexibel. Als sehr persönlich Form der virtuellen (Unternehmens)Kommunikation versprühen Weblogs dafür jedoch einen besonderen Charme und eine hohe Anziehungskraft. Der Grund hierfür findet sich vor allem in folgenden Faktoren:

  • Die Einrichtung eines Weblogs erfordert nur wenige Klicks und kann selbst von Laien vorgenommen werden.
  • Gleiches gilt für das Verfassen von Beiträgen im eigenen Weblog. Jedermann der beispielsweise mit Microsoft Word vertraut ist, kann auch Beiträge in einem Weblog verfassen, dabei Links zu anderen Websites oder Bilder einbinden und vieles mehr.
  • Weblogs haben eine sehr persönliche Note. Die Beiträge spiegeln gewöhnlich die Meinung des Verfassers wieder und lesen sich anders als beispielsweise Pressemeldungen.
    Beiträge von anderen Blogbetreibern, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigen werden automatisch miteinander verlinkt.
  • Aufgrund dieser Verlinkung verbreiten sich interessante Beiträge in Windeseile.
  • Außerdem trägt diese starke Verlinkung oftmals dazu bei, dass Blogbeiträge inzwischen verstärkt in den vorderen Ergebnissen der führenden Suchmaschinen auftauchen. Dies sorgt schnell für weitere Besucher bzw. Leser.
  • Hat man Interesse, Beiträge aus bestimmten Weblogs oder zu bestimmten Themengebieten regelmäßig zu lesen, muss man diese nicht länger suchen, sondern kann sie dank RSS abonnieren. Die Informationen landen somit "automatisch" auf Ihrem Schreibtisch.

Die Macht von Weblogs

Welche Wirkung sich mit Weblogs erzielen lässt, zeigte in negative Hinsicht der erste und bisher medienwirksamste Blog-Gau in Deutschland. Leidtragender war Jamba!, der führende Anbieter von „Mehrwerten“ für Mobiltelefone. Ausgangspunkt war ein Artikel auf dem Weblog „Spreeblick.de“, der die Geschäftspraktiken des Unternehmens kritisch beleuchtete ( http://spreeblick.com/index.php?p=324 ). Innerhalb kürzester Zeit verteilte sich diese Geschichte im Internet. Besonders brisant: Jamba!-Mitarbeiter wurden dabei enttarnt, wie sie als vermeintliche Verbraucher Kommentare zu dem Artikel verfassten, mit denen sie die Geschichte abschwächen wollten.

Die Internetgemeinde war empört, was sich wiederum in zahlreichen Kommentaren auf Spreeblick.de und Beiträgen in anderen Weblogs äußerte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war nun auch das Interesse der Medien geweckt. So berichtete beispielsweise die führenden deutsche Nachrichten-Site Spiegel.de über diesen Vorfall. Und auch verschiedene TV-Sendungen griffen dieses Thema dankbar auf.

Aufgrund der besonderen Wirkung von Weblogs gehen Unternehmen neuerdings verstärkt nun dazu über, mit Abmahnungen und Unterlassungsklagen gegen die Betreiber von Weblogs vorzugehen. In vielen Fällen geht dieser Schuss jedoch nach hinten los. Die meisten Blogger lassen sich von anwaltlichen Drohschreiben in aller Regel nicht mehr schrecken. Ganz im Gegenteil, durch solche fühlen sich eher noch bestärkt und entwickeln eine „Jetzt erst recht“-Mentalität. Vor dem Hintergrund der großen Solidarität und guten Vernetzung zwischen den Bertreibern unterschiedlicher Blogs „kämpfen“ Unternehmen, ehe sie sich noch versehen, schnell nicht mehr mit einer einzelnen Person, sondern dem halben World Wide Web. Sie glauben’s nicht? Dann hier ein kleines Beispiel:

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In dem Blog werbeblogger.de wurde ein Artikel über Heidi Klum und ihrer Zusammenarbeit mit McDonalds verfasst. Kurze Zeit darauf erhielt der Betreiber des Weblogs eine Nachricht, dass der Name Heidi Klum markenrechtlich geschützt sei und daher sofort aus der Website entfernt werden bzw. nicht zu Werbezwecken missbraucht werden dürfe. Nach intensivem Schriftverkehr schaukelte sich die Geschichte langsam aber sicher hoch. Zahlreiche Kommentare machten die Sache sogar für die Medien interessant.

(http://www.werbeblogger.de/index.php/2005/12/30/fanilie_klum_lasst_grusen).
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An diesen Beispielen wird die subtile Macht des neuen Marketingmediums deutlich. Wenn auch zunächst im negativen Sinne. Doch die enorme Wirkung und der Charme, die Weblogs heute haben können, zeigt sich auch an positiven Beispielen: Mit einem „Saftblog“ schaffte es die thüringische Kelterei Walther bis in die überregionalen Medien. Der persönliche Einblick in die Welt des kleinen Familien-Unternehmens, verfasst von den Geschäftsführern Kerstin Walther und Jörg Holzmüller, sorgte auch bei den Kunden für effektive Resonanz und kurbelte das Geschäft an.

Eine Spielwiese für Gründer und Unternehmer

Weblogs können ein enorm wirkungsvolles Werkzeug für Anbieter aller Branchen und Unternehmensgrößen sein. Ein einfaches Weblog ist in aller Regel schnell erstellt (z.B. www.blog.de). Dort können Sie dann Wissenswertes zu Ihrem Unternehmen kommunizieren, wie beispielsweise neue Mitarbeiter, Best-Practise-Erfahrungen aus Ihrem (unternehmerischen) Alltag oder auch andere aktuelle Dinge. Somit wecken Sie bereits vor der Gründung bzw. Veröffentlichung eines neuen Produkts Interesse bei Ihrer Zielgruppe. Möglicherweise erhalten Sie gar wertvolles Feedback, dass noch in die Produktentwicklung einfließen kann.

Dieses Vorgehen bietet unter anderem den Vorteil, dass Sie zunächst erste Erfahrungen mit dem Thema Weblog und dem damit verbundenen Arbeitsaufwand und Nutzen sammeln können. Denn ein vergleichbarer Weblog könnte anfänglich temporär betrieben werden. Entsprechen die Ergebnisse nicht Ihren Vorstellungen, kann der Weblog spätestens nach der Gründung Ihres Unternehmens oder Fertigstellung des Produkts wieder eingestellt werden – ohne die Gefahr eines Imageverlustes. Bei entsprechenden Erfolgen wird er weiter fortgeführt und Ihr Engagement im Bereich Corporate Weblog kann sukzessive weiter ausgebaut werden.

Spezialisierte Web-Blogs

Alternativ könnten Sie auch einen Weblog betreiben, der sich mit neuesten Entwicklungen, Einsatzmöglichkeiten und Branchentrends rund um Ihr Angebot beschäftigt – inner- und außerhalb Ihres Unternehmens. Bei einer neutralen Berichterstattung, ohne die zwanghafte Nennung Ihrer Produkte und deren Vorteile, bietet Ihnen der Weblog dabei die Möglichkeit sich als „unabhängiger“ Spezialist zu etablieren.

Wenn Sie Ihre Mitarbeiter als Redakteure einsetzen, haben diese die Möglichkeit aktiv mit anderen Spezialisten oder potentiellen Kunden in Kontakt zu treten. Heute nutzen diese möglicherweise noch ein anderes Produkt von einem Ihrer Wettbewerber, morgen eventuell auch, aber die Chance, dass sie übermorgen Ihr Angebot nutzen, wird somit bestenfalls erheblich gesteigert. Ganz abgesehen davon, dass gleichzeitig das Know-how Ihrer Mitarbeiter gesteigert wird und sie oftmals von Ideen profitieren, die von externen Quellen an sie herangetragen werden – Stichwort: Betriebsblindheit.

Unterm Strich bietet Ihnen der Betrieb eines Weblogs ähnliche Vorteile, wie jene, die wir in dem Kapitel „Die eigene Community – Besucher in Autoren verwandeln“ unseres Buches „Guerilla Marketing – Online, Mobile & Crossmedia“ schildern. Wobei Weblogs ein innovativeres Image vermitteln als die bereits seit Jahren üblichen Foren. Darüber hinaus wird der Effekt einer zusätzlichen Verlinkung Ihres Internetangebots auf externen Websites aufgrund der Blog-Technologie exorbitant gesteigert. Somit schaffen Sie nicht nur neue Zugangsmöglichkeiten zu Ihrem Internetauftritt, sondern verbessern beispielsweise gleichzeitig auch Ihre Position in den führenden Suchmaschinen.

Sie als Gründer müssen jedoch nicht unbedingt einen eigenen Blog betreiben, um von diesem Medium profitieren können. Natürlich können Sie auch durch sogenannte Postings (Beiträge) in vorhandenen Weblogs zur publikumswirksamen Meinungsbildung beitragen.

Weblogs können übrigens auch hervorragend zu Recherchezwecken genutzt werden. Sei es, um sich einen Überblick in der Branche Ihres neuen Unternehmens zu verschaffen, Erfahrungen von anderen Gründern einzusehen, neue Denkanstöße im Bereich Marketing oder Produktentwicklung zu erhalten, Ihr Geschäftsmodell zu optimieren, und vieles mehr.

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